Sie wirkt wie eine rosafarbene Blüte, umgeben von traditionellen, einstöckigen Altstadthäusern, zweckmässigen grauen Bürotürmen und Einkaufszentren: die neue Huaxiang-Kirche der Hafenstadt Fuzhou im Südosten Chinas. Einen «Stadtbaustein» habe er kreieren wollen, sagt Dirk Moench. «Einen Ort zum Verweilen inmitten von Gewusel.» Moench ist Architekt und hat einen Traumjob an Land gezogen, den es in Europa gar nicht mehr gibt. Während hierzulande über Kirchenumnutzungen und -umbauten diskutiert wird, plant der Deutsch-Brasilianer mit seinem Büro Inuce bei Kreuzlingen neue Sakralgebäude für Tausende Gläubige.
In China realisierte er in den vergangenen zehn Jahren drei Kirchen, zwei weitere befinden sich im Bau. Er profitiert von einem Wachstum des Christentums, das in Europa medial kaum Beachtung findet. «Dabei handelt es sich um einen Boom, der seinesgleichen sucht», sagt der reformierte Pfarrer Tobias Brandner, der seit über 25 Jahren in Hongkong lebt, für Mission 21 tätig ist und an der Universität lehrt. 2018 gab es gemäss offiziellen Zahlen 36 Millionen Christen in China. Doch Beobachter gehen von höheren Zahlen aus. Brandner spricht von bis zu 100 Millionen, rund sieben Prozent der Bevölkerung.