Während Valentina Dubrovina die zarten Töne und die leichte Melodie von Tschaikowskis «Lied ohne Worte» spielt, wiegt Theres Peyer den Kopf sanft hin und her. Draussen auf dem Balkongeländer steht eine Amsel, als würde auch sie den Klängen lauschen. Kaum hat die 29-Jährige den letzten Ton auf ihrem Cello gespielt, sucht sie sofort den Augenkontakt zu ihrem Gegenüber. Die Hauskonzerte seien sehr intim. «Anders als in einem Konzertsaal vor grossem Publikum spüre ich hier die Emotionen der Zuhörerin ganz unmittelbar.»
An diesem frühlingshaften Februarnachmittag ist die Cellistin in Wohlen unterwegs. Sie besucht dort die musikbegeisterte Seniorin Theres Peyer in ihrer Wohnung. Den Besuch organisiert hat die Musik-Spitex, die Künstlerinnen und Künstler für Hauskonzerte vermittelt. Der Musikerin Mirjam Toews kam die Idee während des Corona-Winters 2020. Einerseits drohten ältere Menschen zu vereinsamen, andererseits fielen Musikerinnen und Musikern Engagements weg.
Gegen Einsamkeit
Zu normalen Zeiten verdient Valentina Dubrovina ihr Geld mit Engagements in Orchestern und ebenso mit privatem Musikunterricht. Als die Konzerte aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen ausfielen, war die freischaffende Musikerin dankbar für die Einsätze bei der Musik-Spitex. Denn während das Konzert für die Zuhörer gratis ist, erhalten die Musiker eine Gage. «Das war nicht nur eine grosse finanzielle Hilfe, sondern tat auch meiner Seele gut.» Wenn man als Musikerin nur probe und keine Auftritte habe, komme einem die Begeisterung mit der Zeit abhanden. «Die Konzerte in den Stuben aber brachten die Begeisterung zurück», sagt die in Basel lebende Russin.