Am 2. März gibt es in der Markuskirche einen ungewöhnlichen Gottesdienst. Pfarrerin Sonja Gerber und Pfarrer Martin Ferrazzini von der Kirchgemeinde Johannes laden zum sogenannten Tanzmahl, einem Partygottesdienst. Ein Post auf Social Media über einen Elektrogottesdienst in Deutschland brachte die beiden auf die Idee, sowas auch in Bern zu veranstalten. «Wir sind vom Kirchgemeinderat aufgefordert, vermehrt Experimente zu wagen, um unsere Inhalte an die Leute zu bringen», sagt Gerber.
Abendmahl trifft auf Elektromusik
Am Anlass wird es live gespielte Elektromusik geben. Die erste und letzte von drei Stunden tanzen die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. In der mittleren gibt es ein Abendmahl, und es werden biblische Texte gelesen, untermalt von der Musik. «Es soll eine Party werden, an der Elemente des Gottesdienstes neu erlebt werden können», sagt Gerber. Nach wie vor fühlten sich Leute der Kirche verbunden, fänden aber in den traditionellen Formen keinen Halt. «Wir wollen sie mit ihnen vertrauteren Formen, wie einer Elektroparty, spirituell wieder abholen.» So könnten Inhalte des Glaubens auf zeitgemässe Art wiedergegeben werden. Im gleichen Sinne wird es beim Abendmahl anstelle des gewohnten Brotes und Wein oder Traubensaft auch ein Tapas-Brötchen und ein Getränk auf Traubenbasis geben. «Wir wollen nahe beim Klassischen bleiben, aber es weiter interpretieren.»
Gerber und Ferrazzini freuen sich ganz persönlich auf den Anlass. «Wir beide waren in unserer Jugend und Studienzeit viel im Ausgang, haben getanzt und im Gastgewerbe Geld verdient», sagt Gerber. Sie hätten jetzt beide eine Familie, aber fänden, es sei Zeit, wieder in den Ausgang zu gehen. «Wir hoffen, dass unsere Freude auch auf andere Leute überspringt.»
Schule trifft auf Quartier
Aussergewöhnliches läuft auch sonst im Ensemble Markus. Bevor die Kirche in einen multifunktonalen Raum für Gottesdienste und Anlässe Dritter umgebaut wird, läuft im Februar nach einer ersten Zwischennutzung als Restaurant (siehe Kasten) eine zweite an. Weil der Baustart verschoben wurde und nun für den Sommer 2024 geplant ist, fädelte Marco Ryter, Präsident der Kirchgemeinde Johannes, mit welcher die Markus-Kirchgemeinde fusionieren wird, ein zweites Projekt ein. Durch seine Kontakte gewann der pensionierte Architekt die Berner Fachhochschule (BHF) und die Berufsschule Bern (GIBB) dafür. Unter dem Namen «Blickwechsel» werden diese das Markusensemble während fünf Monaten in Beschlag nehmen. «Wir gehen raus aus unseren Schulen, um an diesem Ort Zusammenarbeitsformen zwischen Schulen, Schülerschaft und der Quartierbevölkerung auszuprobieren», fasst es Urs Heimberg, Professor für Raumplanung und Städtebau an der BFH, zusammen. Er ist zusammen mit Marc Aebersold von der GIBB Co-Verantwortlicher für das Projekt.