Zwischen Dezember 2013 und November 2014 wurde die Webseite «Bible Gateway» von 150 Millionen Nutzerinnen und Nutzern 1,5 Milliarden mal aufgerufen. Auf dieser Grundlage entstand eine «Hitliste» der Bibelverse. Der Vers aus dem Johannesevangelium schafft es seit Jahren auf den ersten Platz, und zwar in jedem der vier ausgewerteten Länder, USA, Kanada, Grossbritannien und Australien.
Das verwundert Benedict Schubert nicht. Der Basler Pfarrer und Lehrbeauftrage für aussereuropäisches Christentum an der Theologischen Fakultät der Uni Basel, tippt spontan auf den Johannesvers, bevor er die Liste gesehen hat. Diese Bibelstelle habe er überall angetroffen als er für Mission 21 in Afrika und Asien unterwegs war. «Die Stelle überwindet Grenzen, man kennt sie auf der ganzen Welt.» Sie hänge von Angola bis Indonesien in praktisch jeder Kapelle und Hütte und dürfte auch bei uns eine der bekanntesten sein.
Sehnsucht nach Liebe. Dass der Vers so beliebt ist, erklärt Schubert damit, dass das Johannesevangelium sehr poetisch und offen für Deutungen sei. Kapitel 3, Vers 16, appelliere an unsere Sehnsucht nach dem ewigen Leben und der Zusage, dass wir geliebt werden. «Johannes ist Evangelium pur.» Wie wichtig die Liebe ist, zeigt auch die Rangliste der auf «Bible Gateway» am häufigsten aufgerufenen Suchwörter: «Liebe» führt vor «Glaube», «Friede» und «Hoffnung».
Auf dem zweiten Platz der Bibelstellen steht Jeremia, Kapitel 29, Vers 11: «Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich über euch denke, Spruch des HERRN, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch eine Zukunft zu geben und Hoffnung.» Das dieser Vers so gefragt sei, überrasche ihn etwas, sagt Benedict Schubert. Jeremia sei als Text eher sperrig. Alle aufgerufenen Bibelstellen haben jedoch etwas gemeinsam: «Sie sind Zusagen», so der Theologe. Er vermutet, dass die Leute Ermutigung suchen und die Versicherung, dass Gott ihnen beisteht.
Gibt zu denken. Benedict Schubert weist darauf hin, dass die Rangliste zwar die am häufigsten aufgerufenen Bibelverse aufzählt. Doch sie gebe keine Auskunft darüber, wer die Bibel liest und warum jemand eine bestimmte Stelle sucht. Kennen die Nutzerinnen und Nutzer den Inhalt von Johannes 3,16 oder möchten sie wissen, welche Aussage sich hinter der Angabe verbirgt? Sei Letzteres der Fall, müsse man es fast als Schande bezeichnen, dass ein Vers, der eigentlich bekannt sein sollte, so oft nachgeschlagen werden müsse. Sein Fazit: «Die Rangliste gibt in gutem Sinne zu denken.»
Die meistgesuchten Bibelstellen
1. Platz: Johannes 3,16
2. Platz: Jeremia 29,11
3. Platz: Philipper 4,13
4. Platz: Römer 8,28
5. Platz: Psalm 23,4
6. Platz: Philipper 4,6
7. Platz: 1. Korinther, 13,4
8. Platz: Sprüche 3,5
9. Platz: 1. Korinther 13,7
10. Platz: Römer 12,2
(Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».)