«Die Idee ist eine etwas alte Klamotte»

Politik

Sozialdemokrat und Kirchenrat Bernhard Egg zur Forderung der Juso, christliche Feiertage zu beerdigen.

Die Jungsozialisten wollen christliche Feiertage abschaffen. Was ist da in Ihre Jungpartei gefahren?

Bernhard Egg: Das habe ich mich auch gefragt. Es ist eine etwas alte Klamotte. Ich möchte die Juso daran erinnern, dass das Verhältnis von Kirche und Staat im Kanton Zürich erst kürzlich geregelt wurde.

Statt Weihnachten oder Ostern möchten die Zürcher Juso den internationalen Frauentag oder den Tag der Menschenrechte feiern.

Die Idee ist nicht völlig daneben. Man kann sich schon fragen, wieso der Staat anordnen soll, dass Ostermontag und Pfingstmontag freie Tage sind. Aber konsequent gedacht, wäre die Frage: Wieso ordnet der Staat überhaupt Feiertage an?

Ihre Antwort?

Feiertage sind eine jahrhundertealte Tradition, die man nicht einfach ausradieren kann. Auch stellen die Mitglieder der reformierten und der katholischen Kirche zwei Drittel derBevölkerung. Insofern ist es gerechtfertigt, an den kirchlichen Feiertagen festzuhalten. Sie abzuschaffen, wäre ein grosser Verlust unseres christlichen Erbes.

Für die Juso sind christliche Feiertage eine unhaltbare Bevorzugung des Christentums durch den Staat.

Der Staat steht nun einmal in einem Verhältnis zu seinen Religionsgemeinschaften. Gewisse Grundsätze, wie man in der Gesellschaft miteinander umgeht, haben bei uns im Wesentlichen christliche Wurzeln.

Die Juso sind dank ihrer Forderung im Gespräch. Ist das Kalkül der Provokation aufgegangen?

Die Juso sollen jung und frech sein. Aber ich würde es schätzen, wenn sie sich zuerst vertieft mit dem Thema auseinandersetzen würden. Vielleicht sollten sie sich auch einmal fragen, welche riesigen diakonischen Leistungen die Kirchen für die Gemeinschaft erbringen.

Waren Sie auch einmal Mitglied bei den Jungsozialisten?

Nein. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, da gibt es keine Juso.

Der politische Gegner nahm die Steilvorlage sogleich auf. Die Junge SVP forderte, die Juso abzuschaffen statt die christlichen Feiertage.

Wie die Junge SVP provoziert, dürfen die Juso provozieren. Sie sind ein wertvoller Bestandteil unserer Partei.

Bernhard Egg, 59

Seit 2011 gehört der Jurist und Rechtsberater dem Zürcher Kirchenrat an. Von 1997 bis 2013 sass er für die SP im Kantonsrat. Seit 2013 ist er Ersatzperson des Zürcher Ombudsmanns. Egg wohnt in Elgg und ist Vater von zwei erwachsenen Kindern.