Das Porträt aus der Hand des Hofmalers Hans Holbein zeigt einen prächtig gekleideten Fürsten mit wuchtigem Schädel, blondem Kurzbart und eigensinnigem Gesichtsausdruck: ein König und Kerl, ganz dafür geschaffen, es mit Tod und Teufel aufzunehmen. Und mit dem Papst, wenn es denn sein musste.
Nach der Auffassung von Heinrich VIII., den das Porträt zeigt, musste es sein. Der theologisch gebildete Spross des Hauses Tudor, der 1509 den englischen Königsthron bestieg, war ursprünglich überzeugter Katholik und verfasste 1521 eine Schrift gegen die Lehren des deutschen Reformators Martin Luther. Dafür wurde er vom Papst mit dem Titel «Verteidiger des Glaubens» gewürdigt. Diesen Titel trugen und tragen die gekrönten Häupter Englands bis heute, wenn auch unter anderen Vorzeichen.
König Heinrich VIII. wurde dem Papst und der römisch-katholischen Kirche nämlich untreu. Den Mo-narchen trieben Sorgen um seine Nachfolge um: Seine erste Frau, Katharina von Aragon, hatte ihm keinen Thronfolger geboren, deshalb wollte er sich von ihr scheiden lassen. Der Papst weigerte sich jedoch, die Ehe zu annullieren. So betrieb der König ab 1527 die Gründung einer eigenen Kirche.
Rückkehr des Katholizismus
1534 wurde die Trennung vom Papst endgültig vollzogen, als das Unterhaus des Parlaments jene Akte genehmigte, die den König zum Oberhaupt der Kirche von England erkor. Der alte katholische Ritus blieb in der neuen anglikanischen Staatskirche weitgehend unangetastet.
1553 bis 1558 regierte Maria I., eine von Heinrichs Töchtern, als erste englische Königin überhaupt. Sie wollte das Land zum Katholizismus zurückführen und verfolgte die reformierten Gläubigen blutig. Nach ihrem Tod 1558 bestieg ihre Halbschwester Elisabeth I. den Thron. Die machtbewusste Königin stellte die Staatskirche ihres Vaters wieder instand. In ihrer Regierungszeit erhielt die anglikanische Kirche auch ein offizielles Glaubensbekenntnis.