Gärten als Symbol für die Kirche

Ökumene

Die reformierte und die katholische Kirche engagieren sich in verschiedenen Garten- und Umweltprojekten. Nun betrieben sie an der Gartenmesse Giardina erstmals einen Stand. 

Es sei ein Versuch, sagte man bei der Zürcher Landeskirche im Vorfeld der Giardina. Seit vielen Jahren sind die katholische und die reformierte Kirche des Kantons Zürich zusammen mit einem Stand an der Hochzeitsmesse vertreten.

Weil beide Kirchen seit Längerem mit verschiedenen Garten- und Renaturierungsprojekten unterwegs sind, wagte man dieses Jahr zum ersten Mal den Schritt an die Gartenmesse Giardina. «Unser Ziel ist es, dort präsent zu sein, wo sich die Interessen von Kirche und Gartenbegeisterten überschneiden», sagt Simone Strohm, Projektleiterin bei der reformierten Kirche. 

Der Stand in der Halle 6 wirkt zwischen den schicken Gartenmöbeln, Whirlpools und Rasenmähern auf den ersten Blick eher unauffällig. Ein grosses Foto an der Rückwand zeigt fünf Gärtnerinnen und Gärtner im Gemüsegarten vor der reformierten Kirche Turben­thal, daneben der Slogan «gemeinsam wachsen». Auf der Theke sind verschiedene Prospekte und grosse Guetzligläser platziert. Links davon wartet ein Glücksrad darauf, in Schwung zu kommen. 

Gespräche am Glücksrad 

Schnell füllen sich die Hallen an diesem Freitagmorgen. Jedes Jahr lockt die grösste Gartenmesse der Schweiz rund 60 000 Garteninteressierte aus dem ganzen Land nach Zürich-Oerlikon. Auch die vier Kirchenmitarbeiterinnen haben jetzt alle Hände voll zu tun. 

Das rotierende Glücksrad ist ein wahrer Publikumsmagnet, immer wieder bilden sich Trauben von Menschen davor. «Was habe ich gewonnen?», fragt der gross gewachsene Mitvierziger, der die Quizfrage beantworten musste, wie das Umweltlabel der Kirchen heisst. Für die Antwort «Grüner Güggel» gibts einen Nachhaltigkeitskalender, ein Kräutersalz oder Stangenbohnen, die im Klostergarten gewachsen sind. 

Der achtjährige Colin, der mit seiner Grossmama nach einem Bonsai für den Wintergarten Ausschau hält, darf einen Direktpreis mitnehmen: ein Anis- oder Nusskräpfli, «mit viel Liebe vom Kloster Fahr für die Gäste von der Giardina gebacken», wie Glücksfee Sibylle Ratz sagt, die Informationsbeauftragte bei der katholischen Kirche Zürich ist. Häufig  kommen Ratz und ihre Kolleginnen über die Quizfragen auf dem Glücksrad ins Gespräch mit den Leuten.

Säen, wachsen und ernten

Die Besucherinnen und Besucher staunen darüber, dass auf Kirchenarealen teils schon seit zehn Jahren kollektiv Gemüse angepflanzt wird und die Kirchen offen sind für umweltfreundliche Gartenprojekte aller Art. Interesse wecken insbesondere die Klostergärten in Kappel am Albis und beim Kloster Fahr. 

Im Garten wie in der Kirche bemühen wir uns, dass von der Erde etwas in Richtung Himmel wächst.
Esther Straub, Kirchenratspräsidentin

Für Kirchenratspräsidentin Esther Straub, die am Freitagmorgen im Giardina-Forum ein kurzes Referat hält, zeigen Gärten symbolisch, was Kirche ist. «Im Garten wie in der Kirche bemühen wir uns, dass von der Erde etwas in Richtung Himmel wächst», sagt sie im Gespräch mit «reformiert.». Die Theologin erinnert daran, dass Maria Magdalena Jesus nach der Auferstehung mit dem Gärtner verwechselt hat. Oder dass Jesus, um geistliche Wahrheiten zu vermitteln, in vielen Gleichnissen vom Säen, Wachsen und Ernten geredet hat. 

Bei den beiden Kirchen fällt das Fazit nach der Messe begeistert aus. «Geschätzt 98 Prozent der Reaktionen der Besucherinnen und Besucher am Stand waren positiv», freut sich Projektleiterin Strohm. Besonders die Verbindung von sozialem und ökologischem Engagement habe viel Zuspruch bekommen. «Gut möglich», sagt Strohm, «dass wir im nächstenJahr wieder an der Giardina sind.»