Video 12. Februar 2020, von Cornelia Krause

Sinnliches Eintauchen in die Schöpfungsgeschichte

Kultur

Die Lichtshow Genesis 2 entschleunigt und behandelt gleichzeitig ein ganz aktuelles Thema: den Umgang des Menschen mit der Natur.

Anmutig zieht der riesige Wal über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher seine Kreise, in allen Farben leuchten Seeanemonen an den Kirchenwänden – die Citykirche St. Jakob wird an diesem Abend zur Unterwasserwelt. Später zur Projektionsfläche für buntes Gefieder. Dann: ein Kaleidoskop aus Armen, Beinen, Köpfen. Es ist die Erschaffung des Menschen, begleitet von Klängen der Vokalgruppe Shards.

Ein riesiges Auge

Die Lichtshow Genesis 2 des Studios Projektil präsentiert seit der Premiere am 31. Januar noch bis Mitte März in abendlichen Vorstellungen die Tage vier bis sieben der Schöpfungsgeschichte. Bekannt sind die Lichtkünstler für ihre spektakulären Installationen auf Fassaden wie die des Landesmuseums. 

In der Kirche St. Jakob zeigten sie dann vor einem Jahr ihre Interpretation der drei ersten Tage der Schöpfung. Die Vorstellungen waren zum Teil ausverkauft. Der nun gezeigte Teil ist der inhaltlich anspruchsvollere, denn die Erschaffung des Menschen wirft auch die Frage nach dem Umgang mit der Schöpfung auf. «Der Mensch hebt sich aus der Natur heraus, wird gottgleich und kann den Planeten auch zerstören.», sagt Creative Director Roman Beranek. «Wir haben uns gefragt, wie wir das darstellen können, ohne moralisierend und negativ zu werden.» Die Macher haben ihre Antwort gefunden: Sie lassen ein riesiges Auge auf die Abgründe der Menschheit blicken. Zerstörung, Gewalt und Umweltkatastrophen werden in schneller Sequenz gezeigt, ohne viel Raum in der Vorführung einzunehmen. 

Kirchenraum zum Chillen 

Die Interpretation, ob es sich etwa um den Blick Gottes auf die Welt oder die Selbsterkenntnis des Menschen handelt, ist dem Zuschauer überlassen. Die Show sei trotz des biblischen Themas nicht religiös, sondern eher spirituell, sagt Beranek. Sein Ziel: die Entschleunigung der Besucher, ihr Eintauchen in die Projektionen und die Musik. 

Der leere Kirchenraum als spiritueller Ort ist laut Beranek dafür besonders geeignet. Zumal Besucher die Show auf Teppichen und Kissen auf dem Boden liegend ganz entspannt verfolgen können. Zum Schluss klingt die spektakuläre Projektion fast schon leise aus. Denn die Erschaffung von Himmel und Erde ist vollendet. Am siebten Schöpfungstag stehen Ruhe und Erholung auf dem Programm: auch für die Zuschauer.

Multimediale Schöpfungsgeschichte

Genesis läuft noch bis 15. März jeweils abends in der Kirche Offener St. Jakob. Die Vorführungen von «Genesis Zürich» dauern 30 Minuten. Tickets und Infos gibt es hier: aurorium.ch