«Ich sammle Leben, nicht Tage», sagt Michèle Bowley in einer Szene und bringt damit die Geschichte des Films «Die Tabubrecherin» auf den Punkt. Gerade in der letzten Lebensphase liege eine Qualität, sagt Bowley: Die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit sei eine Chance, zu realisieren, wo man stehe. «Wollte ich früher immer besser werden, sage ich heute einfach Ja zu mir.»
Nahe am Geschehen
Der Film «Die Tabubrecherin» begleitet Michèle Bowley auf ihrem letzten Lebensweg. Von den ersten Tumor-Operationen in der Brust bis zu dem Moment, als der Arzt ihr die Bilder der Metastasen in ihrem Gehirn zeigt und ihr sagt, dass sie höchstens noch ein halbes Jahr zu leben habe. Und dann geschieht das Unglaubliche: Die Metastasen verschwinden. Leider hält das Wunder nicht lange an, Michèle Bowley starb am 30. November des vergangenen Jahres in einem Sterbehospiz in Basel.
Die beiden Filmemacher Erich Langjahr und Silvia Haselbeck sind mit ihrer Kamera ganz nah dran, folgen Michèle Bowley durch Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Die Kamera begleitet Bowley, wenn sie sich die Haare bis auf die Kopfhaut abrasieren lässt, und ins Sprechzimmer, wo ihr die Ärzte die Hiobsbotschaften überbringen. Und die Kamera fängt die hilflosen und stummen Gesichter der Gäste an Bowleys Abschiedsfeier ein.