Beim katholischen Nachrichtenportal kath.ch herrscht derzeit einige Unruhe. Annalena Müller, bis vor Kurzem dort noch Redaktorin, hatte sich als Redaktionsleiterin beworben. Weil die Bischöfe gegen ihre Kandidatur intervenierten, bekam ihr Mitbewerber den alleinigen Vorzug. In der Folge sind mehrere Vorstandsmitglieder des Trägervereins von kath.ch zurückgetreten.
Disqualifiziert trotz bester Qualifikationen
Die Historikerin und Journalistin Annalena Müller hatte bei kath.ch unter anderem kritisch über die Missbrauchsstudie berichtet. Zu kritisch, als dass die Bischöfe sie in der Chefposition der Zeitung haben wollten. Als sich Müller Anfang Jahr auf den Posten ihres abtretenden Chefs Charles Martig bewarb, legte Weihbischof Josef Stübi im Namen der Schweizer Bischofskonferenz ein Veto gegen Müller ein. Dies, obwohl ein Assessment durch eine unabhängige, externe Stelle ergeben hatte, dass Müller von allen Bewerbenden am besten für den Posten qualifiziert war. Folgerichtig schlug der Vereinsvorstand sie als neue Chefredaktorin und Co-Direktorin vor, zusammen mit dem jetzigen alleinigen Stelleninhaber Christian Maurer.
Offenbar sind für die Disqualifikation Müllers durch die Bischöfe auch sexistische Motive ins Feld geführt worden. Dem Onlineportal «Watson» liegt ein Protokoll vor, demzufolge die Rede unter anderem davon war, dass die 40-jährige Müller «einen Vorgesetzten braucht, der sie führt».
Neuwahlen provozieren weitere Austritte
Wegen des bischöflichen Vetos haben Vorstandsmitglieder des Vereins Katholisches Medienzentrum in der Folge ihren Rücktritt eingereicht. Weitere Vorstandsmitglieder folgten, als die Liste der Kandidierenden für die Neuwahlen bekannt wurde. Am 20. Juni wurde schliesslich der gesamte Vorstand an einer ausserordentlichen Generalversammlung neu besetzt.
Annalena Müller ihrerseits tritt Anfang Juli beim Berner «Pfarrblatt» die Stelle der neuen Redaktionsleiterin an. In einem Doppelinterview von «reformiert.» zusammen mit ihrem Vorgänger Andreas Krummenacher spricht sie unter anderem über Journalismus.
Bischofskonferenz kommentiert knapp
Die Schweizer Bischofskonferenz teilt auf Anfrage über die Kommunikationsleiterin Julia Moreno mit, dass sie vertrauliche Protokolle nicht kommentiert. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unter Einhaltung journalistischer Standards sei wichtig..
Weiter verweist sie auf eine knappe Stellungnahme der Bischofskonferenz zu den diversen Berichten über Personaländerungen bei kath.ch. Demnach habe Medienbischof Josef Stübi die «Nichtzustimmung» zu Annalena Müller als kath.ch-Redaktionsleitende gegenüber dem Vorstand sowohl mündlich als auch schriftlich detailliert begründet. Weitere Auskünfte würden aber «aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes» nicht erteilt.
Etwas aber gibt die SBK preis. Der Vorstand des Vereins Kath. Medienzentrum Zürich, der für die Auswahl der Leitungspersonen zuständig ist, habe «wesentliche Erkenntnisse aus dem Bewerbungsverfahren nicht berücksichtigt». Das Wahlgremium habe deshalb die Zustimmung in Absprache mit der SBK nicht erteilt.