Vor einigen Jahren bemerkte Johanna Ruoff, dass immer mehr Leute aus ihrem Umfeld über den ICF berichteten. Sie wusste zwar, dass International Christian Fellowship eine christliche Freikirche ist, auch in Brugg, wo sie wohnt, gibt es einen Ableger. Doch woraus die starke Anziehungskraft bestand, wusste die Kantonsschülerin nicht. Also machte sie eine Internetrecherche. «Dabei fielen mir die vielen kritischen Medienberichte über den ICF auf», sagt die 19-Jährige. Ihr Interesse war erst recht geweckt.
Als eine Kollegin Johanna Ruoff einlud, an ihrer Taufe beim ICF teilzunehmen, sagte sie zu. Sie erinnert sich: «Es war eine schöne Stimmung, die Leute gastfreundlich und fröhlich, moderne Musik. Aber die Predigt passte mir nicht, dieses sehr vereinfachte Weltbild von Gut und Böse.» Als sie danach mit ihrer Kollegin darüber gesprochen habe, habe diese ihre Kritikpunkte nicht nachvollziehen können.
Podcast über die Freikirche ICF Zürich
Als sich einige Bekannte der Freikirche ICF zuwandten, widmete Johanna Ruoff ihre Maturarbeit der Anziehungskraft dieser Kirche.
Dutzende Stunden unterwegs und am Computer: Johanna Ruoff machte einen rund zweistündigen Podcast zum ICF. (Bild Alex Spichale)
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Riesiger Aufwand
Die Maturarbeit nutzte Johanna Ruoff als Gelegenheit, sich in den ICF zu vertiefen. Dass sie einen Podcast machen wollte, wusste sie von Anfang an. Zunächst zögerte sie, den ICF zum Thema zu machen, eben weil es zwiespältige Gefühle in ihr auslöste, sie aber zugleich den Anhängern nicht auf die Füsse treten wollte. Doch dann zog sie los und führte unter anderem ausführliche Interviews mit einem ICF-Pastor, Jugendlichen, einer reformierten Pfarrerin, einem Religionswissenschaftler und einem Mann, der aus dem ICF ausgestiegen war.
Herausgekommen ist ein knapp zweistündiger Podcast in zwei Folgen mit dem Titel «Showtime für den Glauben», der ausgewogen und vielschichtig die Anziehungskraft dieser Freikirche auf junge Menschen darlegt. Die Schülerin wertet nicht und bleibt damit ihrem Credo, dass sich die Welt nicht in Gut und Böse einteilen lässt, treu.
Bereits in den ersten Sekunden ist der Vibe, der an den sogenannten Celebrations, die der ICF Zürich feiert, hör- und spürbar: ein grooviger Sprechgesang mit dem Publikum, Klatschen, Sound – kein Wunder, finden Jugendliche dort eher Zugang als zu den Anlässen der Landeskirchen. Die Celebrations sind aufgezogen wie Popkonzerte.
Eine neue Radiomoderatorin?
Die Abwechslung von szenischen Elementen, Hintergrundinformationen und Interviews macht den Podcast lebendig und zeigt: Die Macherin hat sorgfältig und viel gearbeitet. Das anerkannten auch die betreuenden Lehrpersonen der Kantonsschule Baden. Indem sie die Maturarbeit von Johanna Ruoff mit einer Sechs auszeichneten.
«Der Aufwand war riesig», sagt sie. «Aber es machte enorm Spass.» Darum plant sie nun, nach der Matur einige Praktika bei Radios zu absolvieren, bevor sie Germanistik oder Finnisch studiert. Ihr Talent für die Sprache bewies sie bereits letzten Sommer, als sie die Schweizer U20-Meisterschaft für Slam Poetry gewann.
Podcast «Showtime für den Glauben» auf Spotify.