Cevi und Pfadi warnen vor Sparpolitik

Gesellschaft

Jugendverbände wie der Cevi bieten Erlebnisse ohne Handy und Leistungsdruck.  Doch der Bund plant, bei der Förderung zu sparen. Die Verbände sehen ihre Angebote bedroht.

Im Wald am Greifensee tropft Regen vom Blätterdach. 15 Mädchen im Alter von 7 bis 13 Jahren bauen trotz der Nässe konzentriert einen Minigolfparcours: hier eine Wasserbahn, dort ein Hindernis aus Stöcken. Im Pfingstlager des Cevi Rüti geht es um Bewegung, Gemeinschaft und Naturerfahrung. Ganz ohne Social Media. Darauf werde jetzt für ein paar Tage verzichtet, sagt Nadia Bodmer. Sie ist 23, Abteilungsleiterin und organisiert das Wochenende zusammen mit acht weiteren Leitenden. Ehrenamtlich.

Bodmer ist dabei, seit sie sieben war. Mit zwölf war sie Hilfsleiterin, zwei Jahre später dann Leiterin. Heute plant sie Lager, heckt Programme aus und nimmt an Teamsitzungen  teil. Im Cevi lerne man Verantwortung und Organisation. «Und natürlich auch, ein Feuer zu machen.» An drei von vier Samstagen im Monat ist sie im Einsatz, dazu kommen Lager und Leitungskurse.

Spürbare Mehrbelastung

Damit solche Angebote bestehen, braucht es auch finanzielle Unterstützung vom Bund. Doch nun sollen diese Beiträge gekürzt werden. Im Rahmen des Entlastungspakets 2027 will der Bundesrat die Fördermittel für Kinder- und Jugendangebote um rund zehn Prozent kürzen, sowohl bei der Sportförderung im Bereich Jugend und Sport (minus 2,5 Millionen Franken) als auch bei der ausserschulischen Kinder- und Jugendförderung (minus 1,4 Millionen Franken). Letztere unterstützt unter anderem die Aus- und Weiterbildung von Leitungspersonen. Bis Ende Mai waren die Vorschläge in der Vernehmlassung. Cevi Schweiz, Jungwacht Blauring und Pfadi-Bewegung Schweiz haben gemeinsam deutliche Kritik geübt. 

Was auf dem Papier nach einem kleinen Sparbeitrag aussieht, hat laut den Betroffenen weitreichende Folgen. «Diese Kürzungen treffen unsere Basis direkt», sagt Thomas Schüpbach, Ausbildungsverantwortlicher des Cevi Schweiz. Bei den Lagern stammen 60 bis 70 Prozent der Finanzierung aus J+S-Beiträgen. Und die Kurse finanzieren sich rund zur Hälfte aus Bundesmitteln. Fällt diese Unterstützung weg, müssen die Verbände Leistungen streichen – oder die Teilnehmenden stärker zur Kasse bitten. 

«Pro Person und Woche kostet ein Kurs etwa 500 Franken. Momentan zahlen die Leitenden rund die Hälfte selbst. Wenn der Bundesbeitrag sinkt, wird es für sie deutlich teurer», so Schüpbach. Für Lager gilt Ähnliches: Ein Zeltlager kostet heute pro Kind bis zu 200 Franken. Ohne Subventionen müssten Eltern mit höheren Beiträgen rechnen, was insbesondere für Familien mit mehreren Kindern eine spürbare Mehrbelastung sei.

Sicherheit ist gefährdet

2024 nahmen 6500 Kinder an Cevi-Lagern unter dem J+S-Label teil. Insgesamt flossen 585 000 Franken Bundesgelder. Das sei gut investiertes Geld, findet Schüpbach: «Wir fördern nicht nur Bewegung und Gemeinschaft. Wir leisten auch Präventionsarbeit für die seelische und körperliche Gesundheit.» 

Der Bundesrat argumentiert, die Fördermittel seien in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. Einsparungen im Umfang von zehn Prozent seien verkraftbar. Zu den Gründen zählen unter anderem steigende Ausgaben für die Armee sowie die Finanzierung der 13. AHV-Rente. Das letzte Wort hat das Parlament. Schüpbach hofft, dass sich dieses überzeugen lässt und den Bundesrat korrigiert.
Für die Cevi-Leiterin Nadia Bodmer steht fest: Eine Kürzung würde vieles erschweren. «Wenn weniger Leitende ausgebildet werden, leidet am Ende auch die Sicherheit in den Lagern», sagt sie.

Der Regen im Wald hat sich zwischenzeitlich verzogen. Später an diesem Abend ist ein besonderer Moment geplant. Die Kinder bekommen ihren Cevi-Namen – einen Spitznamen, den die Leitenden für sie ausgesucht haben. Eine Zeremonie, an die sich viele ein Leben lang erinnern werden. Bodmer selbst hat den Cevi-Namen Alia. «Der Cevi hat mich geprägt», sagt sie. All die wertvollen Erfahrungen will sie auch künftigen Generationen ermöglichen.