Jesus, der durch Galiläa und angrenzende Regionen zog und das Reich Gottes verkündete, geriet immer mal wieder in Streit mit den Pharisäern, die zur damaligen Elite der Gläubigen gehörten. Ihre peniblen Glaubensvorschriften standen im Gegensatz zur Gottesnähe, wie Jesus sie lehrte und lebte. Trotz allem gab es auch Pharisäer, die sich für die Lehre Jesu interessierten.
Einer von ihnen war Nikodemus. Er suchte Jesus in der Nacht auf und sagte zu ihm: «Rabbi, wir wissen, dass du als Lehrer von Gott gekommen bist, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist» (Joh 3,2). Daraufhin fragte er Jesus, wie sein Ausspruch von der zweiten Geburt zu verstehen sei, und Jesus erklärte es ihm.
Tritt Nikodemus als echter Sympathisant von Jesus auf oder ist er ein pharisäischer Spitzel, der Jesus auf den Zahn fühlen soll? Eine Stelle im Johannesevangelium hilft weiter: «Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund», steht hier geschrieben (Joh 19,39). Nikodemus gehörte also zu denen, die den hingerichteten Jesus vom Kreuz nahmen und ihm eine würdige Bestattung bereiteten. Ein Gegner Jesu würde kaum so gehandelt haben.
