Die reformierte Kirche finanziert Angebote der muslimischen Gemeinschaften. Das klingt erklärungsbedürftig. In manchen Ohren gar skandalös.
Gegen die Isolation
Wer sich jedoch genauer informiert, erkennt rasch, dass es vor allem um den Erhalt etablierter Projekte geht. Von der Professionalisierung der muslimischen Seelsorge in den Kliniken profitieren Kirchen wie Spitäler. Deshalb unterstützt die reformierte Kirche die Qualitätssicherung der muslimischen Seelsorge schon lange. Der Beitrag wird erhöht, um den Ausfall kantonaler Gelder zu kompensieren.
Das Bildungsangebot Zürich-Kompetenz führt Schlüsselpersonen in der muslimischen Gemeinschaft an das Schweizer Wertesystem heran. Wer verhindern will, dass sich Parallelgesellschaften bilden und Religionsgemeinschaften in die Isolation abdriften, sollte soziale Teilhabe ermöglichen und von ihnen demokratische und transparente Strukturen einfordern.
Kein Rappen Kirchensteuer
Der Regierungsrat muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die drohende Finanzierungslücke ignoriert oder aus politischen Gründen nicht rechtzeitig geschlossen zu haben. Das darf kein Grund sein, bewährte Projekte gegen die Wand zu fahren.
Ohnehin entpuppt sich die Skandalisierung der Hilfe für den Verband muslimischer Gemeinschaften als Scheinriese. Für ihr Brückenangebot setzt die Kirche weder Steuern der Mitglieder noch Kirchensteuern der Firmen ein. Das Geld stammt aus dem Rahmenkredit, mit dem der Kantonsrat Leistungen anerkennt, die der gesamten Gesellschaft zugute kommen.
Im Interesse der Bevölkerung
Das Privileg verpflichtet, die Interessen der gesamten Bevölkerung höher zu gewichten als die Angst ums eigene Image. Wobei die Kirche sich um ihr Ansehen nicht zu sorgen braucht, wenn sie deutlich macht: Die Vorlagen, die in der Synode in aller Offenheit diskutiert werden sollen, dienen der Integration, dem kritischen Dialog unter den Religionsgemeinschaften und damit dem religiösen Frieden.