Die Vereinigung der muslimischen Organisationen in Zürich (Vioz) erhält insgesamt 1,5 Millionen Franken von der reformierten Landeskirche im Kanton Zürich. Eingesetzt wird das Geld für ein Bildungsprogramm sowie die muslimische Seelsorge in Spitälern. Die Kirche verwendet dafür Staatsbeiträge, die sie vom Kanton für Leistungen zugunsten der ganzen Gesellschaft erhält.
Bewährte Projekte
Dass die muslimische Gemeinschaft von der reformierten Kirche Geld erhält, ist nicht neu. Der Verein, der die Qualitätssicherung der muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen im Kanton Zürich sicherstellt, wird schon lange mit jährlich 75 000 Franken unterstützt. Nun fällt wie beim Weiterbildungsangebot Zürich-Kompetenz, das Imame und andere religiöse Betreuungspersonen mit den Schweizer Werten vertraut macht und ihre kulturvermittelnden Kompetenzen stärken will, der Kanton als wichtiger Geldgeber weg. Auch für die muslimische Seelsorge in Spitälern fehlt das Geld aus der Staatskasse.
Die Synode stellte sich mit jeweils deutlichen Mehrheiten hinter die Anträge des Kirchenrats. Der Kredit für Zürich Kompetenz wurde mit 69 zu 33 Stimmen angenommen, für die professionelle Seelsorge stimmten 75 Synodale und 28 dagegen, der Beitrag für die Ausbildung der Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie der Qualitätssicherung erhielt 72 Ja-Stimmen bei 32 Nein-Stimmen. Nur die Evangelisch-kirchliche Fraktion (EKF) stimmte beinahe geschlossen gegen die Kredite, aus der Liberalen Fraktion kamen vereinzelte Nein-Stimmen. Die Synode der römisch-katholischen Körperschaft hat ihren Beitrag bereits gesprochen.
Hitzige Debatte
Christian Meier von der EKF warnte vor einem «Reputationsschaden an unserer eigenen Glaubensgemeinschaft», wenn muslimische Gemeinschaften unterstützt würden. Der Kanton benütze die reformierte Landeskirche und die römisch-katholische Körperschaft, um Projekte zu finanzieren, für deren Weiterführung er keine rechtliche Grundlage habe.
Die in der zuweilen hitzig geführten Debatte geäusserten Vorhaltungen gegenüber der muslimischen Gemeinschaft bezeichnete Ruth Derrer Balladore von der Liberalen Fraktion als «selbstzufrieden und selbstgerecht». Zudem sei die pauschale Kritik an ihrer Religion für Musliminnen und Muslime «verletzend».
Für den religiösen Frieden
Heinrich Brändli vom Synodalverein fand es schlicht «toll, dass wir als Kirche andere Religionsgemeinschaften nicht als Konkurrenz, sondern als Partnerinnen sehen». Mit ihrer Unterstützung könne die reformierte Kirche zeigen, «wie ein friedliches Miteinander geht».
Renato Pfeffer von der Religiös-sozialen Fraktion betonte, dass tragfähige Strukturen, gute Ausbildung und professionelle Seelsorge die besten Mittel seien, um einer möglichen Radikalisierung entgegen zu treten. Es sei erfreulich, dass die VIOZ diesen Weg gehen wolle.
Kanton soll wieder übernehmen
Kirchenratspräsidentin Esther Straub verwies darauf, dass die Kirchen ihre Absicht, die vom Kanton offen gelassene Finanzierungslücke vorübergehend zu stopfen, bereits im Tätigkeitsprogramm deklariert hatte. Die Synode nahm das Tätigkeitsprogramm zustimmend zur Kenntnis, der Kantonsrat bewilligte aufgrund dieses Papiers die Staatsbeiträge in der Höhe von insgesamt 300 Millionen Franken. Die nun für die nächsten sechs Jahre finanzierten Projekte dienten «Partizipation und Integration» der muslimischen Gemeinschaft, sagte Straub.
Auf welcher rechtlichen Grundlage die finanzielle Unterstützung nicht anerkannter Religionsgemeinschaften möglich sein wird, ist noch offen. «Die Absicht ist, dass die neue Regelung nicht zulasten der anerkannten Religionsgemeinschaften geht», sagte Marius Tongendorff vom Rechtsdienst der Direktion der Justiz und des Innern auf Anfrage von «reformiert.».
