Ein Kanal für alle Generationen

Im Büro des Pfarrers Michael Wiesmann herrscht höchste Konzentration. Rund um den Tisch im selbst gebauten Aufnahmestudio, das einen Grossteil des Raums im Aarauer Pfarrhaus einnimmt, sitzen Alan und Danilo, 15 Jahre alt, sowie Martin Kuse, Pfarrer aus Wildegg. Gerade ist Soundcheck. Nacheinander sprechen sie in die Mikrofone, während Wiesmann am Mischpult die Signale einstellt. Daumen hoch. Jetzt fehlt nur noch der Studiogast. 

Michael Wiesmann nimmt die letzte Folge der diesjährigen Serie «Konfcast – Gott, Welt, Leben» auf. Seit drei Jahren leitet er Jugendliche an, Gespräche mit Menschen zu führen für ein Medienformat, das in allen Generationen beliebt ist. Die sieben Folgen werden jeweils auf Kanal K ausgestrahlt, mit einem Live-Finale an einem öffentlichen Ort. 

Guetzli essen verboten

Die Themen wählen die Jugendlichen. Die Liste ist beeindruckend. Darauf ist etwa ein Gespräch mit der Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler über die Frage, ob Geld den Charakter verdirbt. Mit der Nationalrätin Meret Schneider diskutierten sie, warum Menschen Tiere essen. Zur Frage, ob es Leben im Weltall gibt, fand ein Interview mit Astronomieprofessor Peter Wurz statt. 

Während Alan, Danilo und Livio, der Dritte im Bunde, auf den heutigen Gast Magdalen Bless warten, gibt der Aarauer Pfarrer letzte Anweisungen: langsam reden und Pausen machen, keine Guetzli essen, nicht auf dem knarrenden Boden rumlaufen. Die Jungs sind angespannt. Es ist ihr erster Podcast. 

Die 76-jährige Historikerin ist in der Schweiz wegen ihrer besonderen Geschichte einigen bekannt. Nach einem Autounfall war sie, damals 20 Jahre alt, hirntot. Unterwegs ins Jenseits erlebte sie überwältigende Gefühle und eine ihr unbekannte Energiequelle. Ins Leben zurückzukehren, war ernüchternd.

Nach der Begrüssung setzt sich Bless an den Studiotisch. Aufwärmen ist nicht nötig, es geht sofort los. Alan räuspert sich und liest die erste Frage ab. Und Magdalen Bless beginnt zu erzählen, als wäre es das erste Mal. Die Worte sprudeln, ihre Augen leuchten. Ihre Antwort dauert mehr als zehn Minuten, die Jungs wagen nicht zu unterbrechen. Zum Glück kann man Tonspuren schneiden und Zwischenfragen auch nachträglich einfügen.

Umgebung ganz vergessen

Während des fast eine Stunde dauernden Interviews schaut Pfarrer Martin Kuse berührt zu. Er und seine Pfarrkollegin Regula Blindenmacher machen zum ersten Mal mit Konfirmanden beim Podcast mit. Neben Alan, Danilo und Livio waren dies drei Mädchen, die eine Woche zuvor eine Folge zum Thema Suizidprävention aufnahmen. Als alle entspannt in den Stühlen fläzen, sagt Kuse: «Es ist toll, gemeinsam mit Konfirmanden mit modernen Medien etwas zu entwickeln. Ich kann mir sehr gut vorstellen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.»

Auch Alan und Danilo sind zufrieden. «Das war spannend», sagt Alan. «Als Frau Bless erzählte, dass sie ihre tote Grossmutter sah, dachte ich an meinen Opa, der kürzlich verstarb. Ich vergass total, dass wir in einem Aufnahmestudio sind.» Danilo nickt: «Ich fand es cool, mit einem Kollegen zusammen ein solches Gespräch zu führen.»

Auch Alan und Danilo sind zufrieden. «Das war spannend», sagt Alan. «Als Frau Bless erzählte, dass sie ihre tote Grossmutter sah, dachte ich an meinen Opa, der kürzlich verstarb. Ich vergass total, dass wir in einem Aufnahmestudio sind.» Danilo nickt: «Ich fand es cool, mit einem Kollegen zusammen ein solches Gespräch zu führen.» 

Michael Wiesmann schaut sich am Computer bereits die Audiospur an. Als alle gegangen sind, schaut er zufrieden. «Dieser Podcast ist für Jugendliche eine grossartige Form, sich mit existenziellen Fragen zu beschäftigen.» So kämen Menschen aus der Kirchgemeinde zu Wort, die üblicherweise nicht das Sagen hätten, und auch ältere Generationen hörten zu. «Ich staune immer wieder, welch tiefgründige Antworten die Jugendlichen den Gästen entlocken können.»

Alle Folgen unter konfcast.buzzsprout.com. Live-Staffelfinale am 8. Mai, 20 Uhr, Tuchlaube, Aarau, Eintritt frei