«Die kenne ich schon!», flüstert der kleine Bub, so laut, wie es nur Kinder können, dass es die ganze Kirche hört. Jahr für Jahr hören wir die Weihnachtsgeschichte. Jahr für Jahr hören wir sie in einer anderen Zeit. Die Welt ist eine andere, wir sind andere geworden. Der Text bleibt derselbe.
Weshalb erzählen wir jedes Jahr diese Geschichte? Die Erzählung vom jungen Paar, das in unsicheren Zeiten Raum sucht, vom Neugeborenen, das in einer Futterkrippe geborgen wird? Wir setzen damit ein klares Zeichen: Die Weihnachtsgeschichte und damit die Wiege des christlichen Denkens ist nicht Theorie, sie ist Praxis. Wir zeigen sie einander, lehren sie, üben sie. Ihr Ort ist unser Miteinan-der: im Gottesdienst, in unseren Familien und Wahlfamilien, im öffentlichen Raum.
In den Zwischenräumen
Sie lädt uns ein, im schmalen Zwischenraum zwischen Text und Gegenwart uns selbst zu suchen. In den kleinen Verschiebungen der Interpretationen scheint der Grund unseres Menschseins auf. Stets werden wir die Geschichte anders hören. Was uns an ihr berührt, herausfordert, ärgert: Sie konfrontiert uns mit uns selbst, als Einzelne, als Gesellschaft.