Für Anaël Jambers sind nun etwas mehr als 100 Tage im Amt vergangen, und sie sagt von ganzem Herzen: «Ich mache das so gern, ich habe so viel Freude bei dieser Arbeit!» Die Mediatorin und Sozialanthropologin ist seit Anfang Jahr Präsidentin des Kirchgemeinderates von Muri-Gümligen. Das wirkt überraschend – mit Blick auf die Vorgeschichte. Denn in der Vergangenheit war beim damaligen Rat und Pfarrteam wenig Bereitschaft da, Jambers’ Interesse für ein Engagement Platz zu geben, wie 2022 ein Bericht in «reformiert.» zeigte.
Doch die Hintergründe vor ihrer Wahl in den Rat möchte die 37-Jährige nicht gross ausbreiten, das ist im Gespräch spürbar. Nicht, weil sie etwas zu verbergen hätte, sondern, weil sie viel lieber in die Zukunft blickt. Zur Entwicklung ihrer Kirchgemeinde mit 53 Mitarbeitenden sagt Jambers: «Wir haben viel zu tun.» Ihre Kirchgemeinde in der Agglomeration der Bundesstadt sei geprägt von enormer Vielfalt. «Und auch das Team der Pfarrpersonen ist sehr divers und mit breiten Interessen aufgestellt, fähig und kompetent.» In diesem Potenzial sieht Anaël Jambers Chancen.
Ängste und Vorurteile
Aber wie kam es zur überraschenden Wende mit Jambers im Präsidium? Sie habe sich bereits vor einigen Jahren für Freiwilligenarbeit mit Geflüchteten gemeldet, erzählt die Ethnologin. «Da erlebte ich zum ersten Mal die Kirchgemeinde Muri-Gümligen ausserhalb der Gottesdienste, und ihre Professionalität imponierte mir.» Ihr Interesse an der Ratsmitarbeit stiess damals noch auf Ablehnung. Einige Jahre später reagierte sie auf ein Neujahrsinterview mit den Co-Präsidentinnen mit einem kritischen Leserbrief, «den ich nicht mehr so formulieren würde». Und zusammen mit ihrem politischen Engagement bei der Evangelischen Volkspartei (EVP) habe das offenbar Ängste und Vorurteile ausgelöst, glaubt sie.