Gab es Momente der Befreiung?
Ja, es gab einen Moment. Das war die Schlussfolgerung dieses Projekts, dass ich jetzt sagen kann: «Ja, ich glaube.» Dass ich mich bewusst entschieden habe, ich möchte diese Transzendenz in mein Leben integrieren, aber ohne dass ich sie jetzt gerade festmachen muss. Ich bin nicht Atheistin, aber es ist ok, wenn ich meinen Glauben nicht eindeutig zuordnen kann. Es ist eine Reise, die ich jetzt antreten kann. Das ist ein schönes Gefühl.
Sie beobachten derzeit einen Boom bei Spiritualität und Esoterik. Was sind die Gründe für diesen?
Tatsächlich hat mich auch dieser Trend zu meinem Projekt angeregt. Ich selber mache Yoga, besuche Meditations-Retreats und räuchere meine Wohnung aus – Ich bin sehr empfänglich für solche Sachen. Die Religion gab über Jahrtausende einen Rahmen vor. Dieser bricht nun weg. Dadurch fehlen gewisse Rituale und Antworten, die die Leute aber trotzdem suchen. Was macht man etwa, wenn jemand stirbt und man keiner Religion zugehörig ist? Dieses Vakuum schafft Raum, das Spirituelle und Rituelle anderswo zu suchen. Etwa beim Yoga, das moderner daherkommt und zugänglicher ist. Der Ursprung ist derselbe: Es hat mit einer tieferen Anbindung, einem Zugehörigkeitsgefühl zu tun. Dass die Kirche alles vorgab, gewährte eine gewisse Sicherheit. Dass nun alles sehr offen ist, macht es auch sehr schwer. Woran hält man sich denn nun?
Sie haben Ihr Buch geschrieben, weil Sie nicht sicher waren, ob Sie glauben oder nicht – und wenn ja, was Sie glauben. Im Nachwort schreiben Sie, dass Sie Ihre Fragen während der Arbeit am Buch nicht eindeutig beantworten konnten. Was hat es Ihnen dennoch gebracht, sich auf dieses Abenteuer einzulassen?
Dass ich nun, wie bereits erwähnt, sagen kann: «Ja, ich glaube.» Aber auch, dass ich sehr viel gelernt habe, offener bin, gerade anderen Glaubensrichtungen gegenüber, dass ich gemerkt habe, dass der Dialog zu diesen Themen sehr wichtig ist und dass der Glaube vielseitiger ist, als ich vorher dachte.