Lebensfragen 26. April 2024, von Imke Marggraf

«Das Forum soll helfen, den Blick zu weiten»

Diakonie

Vernetzung wolle das Forum Soziale Arbeit und Diakonie bieten, sagt Sozialdiakon Johannes Kuoni. Organisiert wird die Veranstaltung von den Bündner Landeskirchen.

Am 25. Mai findet im Comanderzentrum in Chur das Forum Soziale Arbeit und Diakonie statt. Es hat den Titel «Zukunft gestalten – trotzdem!». Warum das Wort «trotzdem»?

Johannes Kuoni: Die 40 am Forum beteiligten Organisationen haben mit «Trotzdem-Situationen» zu tun. Das heisst, die Mitarbeitenden stehen immer wieder vor herausfordernden Situationen. Und trotzdem versuchen sie, einen Weg zu finden. Das verbindet die Organisationen, und darum haben wir «trotzdem!» mit grossem Ausrufezeichen geschrieben.

Welche der Organisationen hat denn derzeit besonders mit einem «Trotzdem!» zu kämpfen?

Da wäre zum Beispiel das Schweizerische Rote Kreuz Graubünden, das mit Freiwilligen arbeitet. Unter anderem unterstützen sie Geflüchtete bei der Integration. Sie begleiten die geflüchteten Personen zum Beispiel bei Behördengängen oder beim Sprachenlernen. Dabei sind sie auch mit Hürden konfrontiert, etwa wenn Informationen fehlen oder Abmachungen nicht eingehalten werden. Das sind Trotzdem-Situationen, weil sie sich trotzdem weiter engagieren.

Was ist das Ziel des Forums?

Eigentlich sind es zwei Ziele. Zum einen geht es um die Vernetzung unter den Fachpersonen. Beim ersten Forum 2022 stellten wir fest: In vielen Institutionen kennen einige der Mitarbeitenden oft nur die Organisationen, mit denen sie direkt zusammenarbeiten. Das Forum soll zudem helfen, den Blick zu weiten. Zum anderen möchten wir die Öffentlichkeit ansprechen. Zum Beispiel Lehrpersonen, die bei spezifischen Fragen Unterstützung im Schulalltag benötigen. Das Forum richtet sich an alle Interessierten. Einen ausschliesslich sozialpädagogischen Beruf müssen Personen nicht ausüben, um an den Veranstaltungen teilzunehmen.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher des Forums?

Wir haben diesmal bewusst publikumswirksame Elemente eingebaut. Der Kabarettist Luca Maurizio wird das Thema auf humoristische Art und Weise aufgreifen. Denn Humor braucht es bei der sozialen und diakonischen Arbeit. Ausserdem findet ein Podium zur Frage «Brauchen wir eine Gesellschaft, die füreinander sorgt?» statt. Es ist hochkarätig besetzt: mit Regierungsrat Peter Peyer, mit dem Dekan der reformierten Landeskirche Graubünden Thomas Müller, Diego Deplazes vom Schweizerischen Roten Kreuz, dann Margrith Meier, Betriebsleiterin des Ambulatoriums Neumühle, und auch Alois Kappeler ist dabei, der als ehemaliges Verdingkind die Sicht von Betroffenen schildert.

Können Sie eine Frage nennen, die Ihnen immer wieder begegnet? 

Wie gelingt das Zusammenspiel von Organisationen und Freiwilligen optimal? Wichtig ist, dass sich die Freiwilligen aufgehoben fühlen, dass sie attraktive und sinnhafte Aufgaben für die ganze Gesellschaft übernehmen können und auf diese auch gut vorbereitet sind.

Wenn ich mich für einen freiwilligen Einsatz interessiere, ist das Forum dann etwas für mich, um mich zu informieren? 

Sicher. Es geht ja um Themen, denen viele auch im Alltag in der Familie oder am Arbeitsplatz begegnen. Und die Teilnahme kostet nichts; es gibt keine Verpflichtung, man kann kommen und gehen, Luca Maurizio geniessen oder bei moderierten Stammtischen mitreden.

Sie bieten das Forum nicht zum ersten Mal an. Was ist neu im Vergleich zum Jahr 2022?

Es hat mehr Platz für individuelle Begegnungen. Das Podiumsgespräch mit interessanten Gästen sowie der Auftritt von Luca Maurizio sind zwei Publikumsmagnete. Für mich ist es wichtig, dass die Besuchenden nach dem Forum wissen, wen sie zu einem ganz spezifischen Thema kontaktieren können, und sie zu ermutigen, das wirklich zu tun. Schön wäre zudem, wenn aus der Vernetzung von Fachpersonen dann Projekte entstehen. Beim letzten Mal hat es das gegeben. 

Johannes Kuoni, 56

Johannes Kuoni leitet bei der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden die Abteilung Kirchliches Leben und ist dort insbesondere für die Schwerpunkte Gemeindediakonie, Freiwilligenarbeit und Organisationsberatung zuständig. Er ist Sozialdiakon mit langer Erfahrung in Jugend- und Kirchgemeindearbeit.