Der Notfallplan soll trotz Kritik weiterverfolgt werden

Kirche

Mit Akademikern ohne Theologiestudium will der Plan P den Pfarrmangel beheben. Die beteiligten Kirchen möchten das Projekt weiterverfolgen, manche bleiben jedoch skeptisch. 

Ins Pfarramt im Blitzverfahren? So empfanden viele die erste Version des Plans P, mit dem reformierte Landeskirchen dem akut drohenden Mangel an Pfarrpersonen begegnen wollen. Federführend ist das Büro der Konkordatskonferenz, der 19 reformierte Schweizer Landeskirchen angehören.

Öffentlich bekannt wurde dieses Projekt im Dezember 2024 zuerst durch «reformiert.». Der ursprüngliche Entwurf sah vor, dass bei Mangel an Pfarrpersonen Akademikerinnen und Akademiker aus anderen Disziplinen ab 55 Jahren über ein Aufnahmegespräch, ein Assessment, ein dreimonatiges Einstiegsmodul sowie begleitende Kurse und Supervision in eine Pfarrstelle einsteigen könnten. Der Lohn sollte bei 80 Prozent des regulären Gehalts liegen. 

«Von Anfang an war der Plan P als temporäre Notlösung gedacht», so Pfarrer Thomas Schaufelberger, der Sekretär des Konkordats. Sobald kein Pfarrmangel mehr bestehe, solle diese Form der Anstellung wieder eingestellt werden. 

Vielstimmige Rückmeldung 

Trotz zum Teil dezidierter Kritik am ursprünglichen Vorschlag hat die Konferenz am 13. Juni nun mit grosser Mehrheit beschlossen, an ihrer nächsten Sitzung im November ein detailliert überarbeitetes, umsetzbares Konzept zu diskutieren. Dabei werde in Zusammenarbeit mit den theologischen Fakultäten Basel und Zürich auch geprüft, wie die Ausbildung der Plan-P-Teilnehmenden vonstatten gehen könnte, sagt Thomas Schaufelberger. 

Die Vernehmlassung im ersten Quartal 2025 brachte eine breite Palette an Haltungen an den Tag. Positiv äusserte sich zum Beispiel die Zürcher Landeskirche: Deren Exekutive bezeichnete es in ihrer Stellungnahme als «überzeugend, dass der Plan, analog zum staatlichen Modell der ‹Personen ohne anerkanntes Lehrdiplom›, massgeschneidert auf eine Mangelsituation hin angewendet werden kann».

Das Konkordat ist nicht zuständig für die Bewältigung von Personalmangel, sondern für die Ausbildung.
Christoph Weber-Berg, Kirchenratspräsident Aargau

Nebst Zustimmung gab es aber auch Gegenwind. Die Bündner Reformierten etwa kritisierten, dass das Projekt einseitig auf den Pfarrberuf als tragende Säule des Kirchgemeindelebens fokussiere. Immerhin partizipierten in Graubünden verschiedene Berufe am Pfarramt: in leitender Funktion die Pfarrpersonen und die Sozialdiakonie, in mitarbeitender Form weitere Berufe wie Fachlehrpersonen Religion. Graubünden möchte daher im Zusammenhang mit dem Pfarrmangel lieber gleich «die Kirchenlandschaft neu denken». 

Nach der Vernehmlassung arbeitete das Konkordatsbüro seinen Vorschlag weiter aus und legte der Konferenz am 13. Juni einen erneuerten Entwurf vor. So wurde der Anteil der theologischen Ausbildung auf ein Jahr erhöht. Die Absolventinnen und Absolventen sollen als «Pfarrvikar» beziehungsweise «Pfarrvikarin» bezeichnet werden: im Sinne einer Abgrenzung zu ordinierten Pfarrpersonen. Zudem müssen interessierte Landeskirchen die Ausbildungskosten selbst tragen. «Damit möchten wir vermeiden, dass Kirchen finanziell belastet werden, die den Plan nicht nutzen wollen», erklärt Schaufelberger. 

Sorge um das Ansehen 

Trotz der vorgeschlagenen Nachbesserungen am Notfallplan bleibt man mancherorts kritisch, so zum Beispiel im Aargau. «Das Konkordat ist nicht zuständig für die Bewältigung von Personalmangel, sondern für die Ausbildung», äussert sich der Aargauer Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg dazu. Der Plan P schade dem Ansehen des Pfarramts als theologisch fundierte Institution in der Gemeinde. 

Eine gemeinsame, temporäre Lösung erscheint uns sinnvoll.
Thomas Schaufelberger, Sekretär des Konkordats

Von einer «nicht verantwortbaren Schwächung des Pfarramts» redet ebenfalls Susanne Amsler, die Co-Präsidentin des Vereins Quest-Netzwerk. Quest: Dies ist das reguläre Programm der Universitäten Basel und Zürich zur Pfarrausbildung für Quereinsteigende.

Nicht betroffen vom Vorhaben des Konkordats sind die Kirchen der Romandie, denn sie gehören diesem Ausbildungsverband nicht an. Dies gilt auch für Bern-Jura-Solothurn, die grösste reformierte Schweizer Landeskirche. Entsprechend will man hier den Notfallplan auch nicht kommentieren. 

Auf Gemeinsamkeit setzen 

Für Thomas Schaufelberger ist der Plan P trotz allem ein guter Weg. «Die Alternative wären 19 verschiedene Einzelprojekte. Eine gemeinsame, temporäre Lösung erscheint uns sinnvoller», meint er. 

Auf der Basis der bereits erfolgten Anpassungen entsteht nun ein Detailkonzept, das im November in erster Lesung vor das Konkordat kommt. Die Beschlussfassung ist auf Juni 2026 geplant, danach wäre eine Anpassung des Konkordatsvertrags nötig, unter Zustimmung der 19 beteiligten Synoden. Erstmals zum Einsatz kommen könnte der Notfallplan 2027.