Erfahrung in der Kirchgemeindearbeit ist unbestritten ein Plus für die Leitung eines Pfarramts. Doch neben praktischen Fähigkeiten wie Kommunikationsstärke und dem einfühlsamen Umgang mit unterschiedlichen Menschen brauchen evangelische Pfarrpersonen vor allem eine ausgeprägte Reflexionsfähigkeit. Insbesondere in der reformierten Kirche, die das eigenständige Denken betont, ist diese Kompetenz zentral.
Geistig offen bleiben
Angehende Pfarrerinnen und Pfarrer setzen sich im Studium mit Glaubensfragen auseinander, analysieren Urtexte, erhalten Einblicke in Philosophie und Geschichte, reflektieren politische Fragen. Dadurch lernen sie eine grosse Bandbreite an Gedankenwelten kennen und lernen, sich zu orientieren und zu argumentieren.
Diese Fähigkeiten helfen später im Beruf: bei der Verkündigung, in der Gemeindeleitung, in der Seelsorge. Pfarrerinnen und Pfarrer müssen immer wieder neu geistig und geistlich offen sein, Schwieriges annehmen, Menschen begleiten, Deutungsmöglichkeiten anbieten, ohne absolute Deutungshoheit zu beanspruchen. Kreatives Denken zu systematisieren und damit für Mitmenschen einsetzbar zu machen, ist eine Fähigkeit, die in der universitären Ausbildung gefördert wird.
Mehr als eine Formalität
Pfarrpersonen stellen biblische Texte in den Kontext aktueller Lebenssituationen. Sie haben die Aufgabe, Orientierung zu geben, ohne dogmatisch zu sein, Hoffnung zu vermitteln, ohne einfache Antworten zu liefern. Auch da braucht es Wissen und Reflexion.
Deshalb ist es folgerichtig, dass auch erfahrene Berufsleute, die den Plan P durchlaufen und ein Pfarramt verwalten wollen, akademische Kompetenzen, die sie in anderen Studienrichtungen erworben haben, vorweisen müssen. Ein Studium ist keine Formalität, es vermittelt für das Pfarramt essenzielle Fähigkeiten.