Noch hat die Orgel das Lied «Grosser Gott wir loben dich» nicht angestimmt, da stürmt ein Helfer in den Chor des Grossmünsters und ruft freudig aus: «Alle, wirklich alle Kirchen sind voll bis auf den letzten Platz.» Mehr als 4000 Menschen seien es, die im Grossmünster live oder in der Predigerkirche, der FEG-Kirche sowie der Friedenskirche auf der Leinwand dem Festgottesdienst zum Gedenken an die Täufer folgen würden.
Es hat sich bereits morgens angebahnt. Hunderte von Menschen, die an Jacken und Hemden mit grünen Aufklebern mit der Aufschrift „500 – Mut zur Liebe“ angeheftet hatten, strömten vom Hauptbahnhof in die Altstadt. Erste Station: die Schipfe, dort wo Felix Mantz, der einstige Zwingli-Freund und intellektuelle Anführer der Täufer, nach dem damaligen Ratsurteil 1527 «im Wasser sterben und verderben» sollte. Menschen aus Kanada, aus den USA stehen da, aber auch Mennoniten aus Guatemala und Kenia. Alle haben schon in ihrer Kindheit den Namen Felix Mantz vernommen, der als «erster Märtyrer» der Täufer einen prominenten Platz im kollektiven Gedächtnis der Mennoniten einnimmt.