Gretchenfrage 25. Oktober 2018, von Marius Schären

«Ich habe Lust, wieder sensibler zu werden»

Steff la Cheffe

Die Musikerin über ihre Kirchenferne, das Näherkommen und das Begreifen von Jesus als Archetyp.

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Peter?

Ich wurde getauft, ging aber nicht in die Unterweisung und liess mich nicht konfirmieren. Meine Mutter stellte mir das frei – und ich war schon mit zehn Jahren sehr kritisch, machte mir Gedanken über Gott und die Welt. So hatte ich lange Mühe mit der Institution Kirche, wandte mich generell ab von Religionen, weil ich vieles schwierig fand, das in ihrem Namen passierte.

Das klingt, als wäre es jetzt anders.

Existenzielle Fragen haben mich immer interessiert: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Ich bezeichne mich als spiri­tuell, nicht als religiös. Aber in den vergangenen Jahren habe ich doch noch einen Zugang gefunden zum Christentum. Ich habe das Bildnis von Jesus begriffen als Archetyp. Ich habe erfahren, dass man sich transformieren kann, wenn man die Last auf sich nimmt; das Ego zerbricht, die Patina löst sich vom Herzen, und das Herz geht auf.

Sie fielen nach grossen Erfolgen in ein «Loch», gaben fünf Jahre lang kein Album heraus, arbeiteten in der Käseverarbeitung. Eröffnete das den neuen Zugang?

Ja, es passierte viel in dieser Zeit. Jemand mit biblischem Namen hat ziemlich viel Staub in meinen Leben aufgewirbelt. So begann ich, mich einzulesen in die vier Evangelien, und fand vieles, das mich berührte. Und ich finde, dass die Kirche heute teilweise sehr coole Sachen macht, im Einsatz für Sans-Papiers etwa, oder mit Rap-Workshops. Wenn Religion da ist, um den Menschen zu dienen, bin ich voll dafür.

Bezeichnen Sie sich als Christin?

(Zögert) Nein. Mein Interesse ist breit, zuletzt inspirierte mich die Hare-Krishna-Bewegung. Sie ist für mich nah beim Christentum, aber konsequenter. Auch ich will wieder aufhören, Fleisch zu essen. Man ist, was man isst; ich habe Lust, wieder sensibler zu werden. Das ist gut für die Musik.

Der Clip zum «Guggisbärglied» aus dem Album «Härz Schritt Macherin»