Spuk. Bei uns im Dachstock spukt es. Leider ist es kein Heinzelmännchen (oder aber ein sehr faules!). Zum Glück ist es aber auch kein kettenrasselnder und stöhnender Geist. Es ist einfach ein herumlaufendes Gespenst. Da es sich aber freundlicherweise immer versteckt, wenn wir dort oben etwas zu schaffen haben, und die Geisterstunde regelmässig verschläft, stört es uns nicht. Es gäbe natürlich noch andere mögliche Erklärungen für die vermeintlichen Schritte auf dem Dachboden. Mir gefällt jene vom Hausgespenst einfach am besten.
Schrankmemoiren. In einem alten Haus ist man nie allein, man mag die Geschichten nun hören oder nicht. Überall finden sich Spuren früherer Bewohner. In der Innenseite eines Wandschranks wurden regelmässig Kinder gemessen und die jeweilige Grösse mit Bleistift verzeichnet. Die Namen Hanna und Marie-Luise sind am rechten Rand abwechslungsweise zu lesen, erstmals am 3.6.1924, zuletzt am 5.8.1927. Auf der rechten Seite derselben Schranktür hat eine andere Familie ihre Kinder gemessen. Leider sind diese Einträge später verwischt worden. Das unterste Datum ist jedoch noch zu lesen: Dez. 1947. Dazwischen steht in einer viel jüngeren Handschrift und mit Kugelschreiber geschrieben «Das Feld des Seufzens». Was hat wohl dieser bildhafte Ausdruck (der Titel eines Kapitels aus den Kriegsmemoiren von Peter Bamm, 1952) hier zu suchen?
Liebesknigge. Der Kaminfeger hat in einem Ofen ein angekohltes Stück Zeitungspapier gefunden. Das Datum ist verbrannt, doch anhand einer Annonce inmitten der Suche nach Burschen und Mädchen für allerhand Arbeiten kann die Zeitung ungefähr datiert werden. Der dort angepriesene Liebes-Knigge von Friedrich Barnheim (für 8.10 Fr. per Nachnahme, diskreter Versand!) ist 1957 erschienen. Das Buch über «Dachau Konzentrationslager etc.» kostet dagegen nur 4.85 Fr.
Sturzraum. Es gibt aber auch weniger historische Überbleibsel früherer Bewohner. Ungefähr in der gleichen Ecke, in der unsere Kinder im Sand spielen, wurde das offenbar auch schon von anderen getan. Als nämlich eines unserer Mädchen rücklings über die Gartenmauer fiel, fürchteten wir bereits das Schlimmste. Wir staunten deshalb nicht schlecht, als ihr Kopf plötzlich wieder hinter der Mauer auftauchte, die doch doppelt so hoch war wie das Mädchen gross. Über die Jahre hatte sich zwischen dem Gebüsch und der Mauer eine stabile Sandbank aufgetürmt. Tiefer als 30 Zentimeter kann man nun dort nicht mehr hinunterfallen.
Gebet. «Danke lieber Gott, dass unsere Fensterläden die Gespenster nicht hereinlassen», betete hier kürzlich ein Kindermund. Genau. Die Fensterläden leisten aber noch mehr. Sie lassen nämlich unsere guten Hausgeister auch nicht hinaus.