Kaum ein Thema polarisiert in der Politik so stark wie die Zuwanderung. Insbesondere die Asyldebatte ist ideologisch aufgeladen. Sie kreist um den Gegensatz zwischen Kontrolle und humanitärer Verantwortung: Ängsten vor Missbrauch, sozialen Belastungen und Kriminalität stehen Forderungen nach Solidarität und der Einhaltung der Flüchtlingskonvention gegenüber.
Zudem berührt die Debatte das Sicherheitsempfinden und oft auch die Identität, was Ängste weckt. Ein sachlicher Dialog ist kaum möglich. Während die eine Seite ganze Bevölkerungsgruppen stigmatisiert, so scheuen sich andere Kreise davor, Probleme klar zu benennen.
Toleranz und Zwang
Hinter der Polarisierung scheint vor allem ein Gefühl zu stehen: Angst. Mit der politischen Diskussion rund um Zuwanderung seit Jahrzehnten beschäftigt ist Gianni D’Amato, Professor für Migrations- und Staatsbürgerschaftsstudien an der Universität Neuenburg. Er stellt fest: «Der Angstdiskurs ist Teil öffentlicher Debatten: Die einen fürchten die Migration, andere den ökonomischen Niedergang, wieder andere den Klimawandel.»