Der Menschenhandel ist weltweit auf dem Vormarsch. Das darf die Kirche nicht kalt lassen. Das verbrecherische Geschäft entwürdigt Menschen und zwingt sie in Zwangsprostitution, Leibeigenschaft oder Sklaverei. Deswegen ist es richtig, dass die Kirche die Partei der Betroffenen ergreift und ein Projekt der Fachstelle FIZ mitfinanziert, das Menschenhandelopfer im Asylverfahren unterstützt. Jesus setzte sich bedingungslos für Entwürdigte und Schwache ein. Dass Menschen zur Ware degradiert werden, widerspricht der christlichen und jeder humanen Logik. Doch ist der Opferschutz nicht vielmehr Staatsaufgabe, und die Hilfe der Kirchen blosse «Pflästerlipolitik»? Tatsächlich braucht es den Staat, um die beschämende Opferhilfelücke im Asylwesen endlich zu schliessen. Personen, die im Ausland in die Fänge von Menschenhändlern gerieten, erhalten in der Schweiz keinen oder nur beschränkten Zugang zu Leistungen der Opferhilfe. Die Politik muss das ändern, nicht nur aus humanitärer Sicht, sondern auch, weil sie die internationale Verpflichtung dazu hat.
Unterstützung beibehalten
Bis es so weit ist, soll die reformierte Kirche einspringen und die Betroffenen gemeinsam mit der katholischen Kirche wenigstens während ihrer Zeit in der Schweiz unterstützen. Dieses Engagement ist nicht als noble Leistung zu werten, sondern es gehört schlicht zu den Aufgaben der Landeskirche. Ihrem Selbstverständnis entsprechend ist sie mehr als eine religiöse Institution und leistet wichtige Beiträge im Dienst der ganzen Gesellschaft. Deshalb profitiert sie auch jedes Jahr von grosszügigen Kantonsbeiträgen. Das Projekt der FIZ ist zu wichtig, um es fallen zu lassen, falls die Politik bis 2021 keine langfristige Lösung gefunden hat. Es wäre angemessen, dass die Kirchensynode die Arbeit und damit die Menschenhandelopfer über einen längeren Zeitraum unterstützt.