Felix Reich
Meinung 12. September 2024, von Felix Reich

Mit der Kraft der Besonnenheit gegen den Hass

Medien

Der Post der Politikerin Sanija Ameti war pure Blasphemie. Aber die hasserfüllte Reaktion darauf widerspricht allem, was das Christentum lehrt.

Die grünliberale Politikerin Sanija Ameti veröffentlichte ein zerschossenes Plakat mit Maria und Jesuskind auf Instagram. Der Akt war pure Blasphemie. 

Entsetzen und Unverständnis über den Post schlugen bald um in blanken Hass. Ameti flüchtete sich in absurde Ausreden, tauchte ab. Doch die international vernetzte Empörungsmaschinerie war bereits angeworfen mit dem Ziel, die Tat politisch zu instrumentalisieren und die Absenderin der verstörenden Nachricht medial zu exekutieren.

Die verletzten Werte

Auf Jesus und Maria zu schiessen, verletzt religiöse Gefühle. Das schockiert und schmerzt. Die enthemmte Hetzjagd auf Sanija Ameti aber verletzt christliche Werte.  Christlich ist, zwischen Tat und Täterin zu unterscheiden. Wer eine Dummheit, einen Fehler oder gar ein Verbrechen begeht, muss die Konsequenzen tragen, doch er wird nicht einfach fallengelassen und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. 

Der Versuchung zu widerstehen, der Empörung freien Lauf zu lassen und aus Angst vor weiteren Verletzungen zum Gegenschlag auszuholen, fällt nicht immer leicht. Aber genau das lehrt das Evangelium: «Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit» (2 Tim 1,7). 

Die falsche Stärke

Besonnenheit ist anstrengend. Sie ist noch viel kräftezehrender, wenn nicht nur auf Jesusbilder geschossen wird, sondern Menschen durch Messerstiche oder Schüsse sterben. Auch nach solchen Taten gibt es Kreise, die Schock und Angst ausnutzen, um den Hass auf Minderheiten zu schüren und an der Spirale der Gewalt zu drehen. Selbst dann an der Besonnenheit und der Liebe festzuhalten, kostet zuweilen übermenschlich viel Kraft.

Vielleicht hilft das Gebet, wenn die Wut blind macht und die Angst alles verdunkelt. Denn der Geist, der den aktionistischen Gegenschlag nicht mit Stärke verwechselt, sondern Kraft gibt, den Schock und die Trauer auszuhalten, kommt von Gott. Sie ist jene Geistkraft, welche die Gemeinschaft fördert und sich der Spaltung widersetzt.