Laufen, damit andere fliegen können

Hilfswerk

Auf dem Flugplatz bei Langenthal sammeln bald wieder 100 Läufer und Läuferinnen Geld für die MAF: Die christliche Fluggesellschaft fliegt zu Notleidenden in abgelegenen Gebieten.

Am 13. September wird es auf dem Flugplatz Langenthal-Bleienbach wieder so weit sein: Wenn es dunkel wird und die Flutlichter angehen, fällt der Startschuss für Läufer und Läuferinnen mit einem Herz für die Fliegerei und Menschen in Not. Mit ihrem Einsatz am sogenannten Runway Run sammeln sie Geld für eine Hilfsorganisation, ohne die viele andere Hilfsorganisationen ihre Arbeit zum Teil nicht tun könnten. Die Mission Aviation Fellowship (MAF) fliegt in die abgelegensten Regionen der Welt, um bedürftigen Menschen zu helfen.

900 Millionen Menschen im globalen Süden leben faktisch abgeschnitten von der Zivilisation. «Diesen Menschen fehlt es am Nötigsten», sagt Petra Ming, Mediensprecherin von MAF Schweiz. Das Nötigste – das sind neben Dingen des täglichen Gebrauchs, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung auch der Zugang zu Märkten und Bildung. Der Grund dafür sind keine oder sehr schlechte Strassen. «Gerade in der Regenzeit sind manche Orte über den Landweg nicht mehr zu erreichen, da die ungeteerten Strassen nur noch Schlamm sind», sagt Ming. Und auch sonst: Die Landwege sind oft in schlechtem Zustand, äusserst holprig und von Schlaglöchern durchsetzt. Die Fahrten dauern lange und sind körperlich anstrengend, oft kommt es bei den Fahrzeugen zu Pannen und damit zu Verzögerungen. 

«Für eine unserer Partnerorganisationen haben wir errechnet, dass die 90 Stunden, die sie pro Jahr mit der MAF fliegen, 1700 Stunden auf dem Landweg bedeuten würden», sagt Ming. Das ist kostbare Zeit: Mit medizinischen Evakuationsflügen etwa retten die MAF-Piloten und Pilotinnen immer wieder Leben. «Die Patienten und Patientinnen würden die mehrtägige Reise ins nächste Spital meistens nicht überleben», sagt Ming.

In unseren Einsatzländern spielen Glaube und Spiritualität für die Menschen oft eine sehr wichtige Rolle. Es ist darum wichtig, sensibel für diese Aspekte zu sein.
Petra Ming, Mediensprecherin MAF Schweiz

Gemeinsam mit lokalen, nationalen und internationalen Partnerorganisationen ist MAF noch in vielen weiteren Einsatzfeldern tätig. In Osttimor flog die MAF eine Hilfsorganisation auf die Insel Atauro, welche den Bewohnerinnen und Bewohnern die Seegrasernte beibrachte. Wegen Überfischung hatte die Inselbevölkerung ihre Lebensgrundlage verloren. In Liberia transportierte die MAF batteriebetriebene Laptops mit vorinstallierten Videokursen, E-Books, Wikipedia und weiteren Lern-Ressourcen, um in Orten ohne Internetzugang und Strom Kindern und Jugendlichen eine Schulbildung zu ermöglichen. 

Auch in der Katastrophenhilfe engagiert sich die MAF: Nach Überschwemmungen in Kenia letztes Jahr unternahm sie Rekognoszierungsflüge, um die Schadenslage zu ermitteln. Zudem transportierte sie Hilfsgüter wie Cholera-Testkits, Nahrungsmittel, Decken und Schlafmatten.

Hilfe auch in spirituellen Belangen

Von grosser Bedeutung ist bei der MAF der christliche Glaube. «Mit dem Glauben haben wir Mitarbeitenden eine gemeinsame Wertebasis, und er ist die Motivation für unsere Arbeit», sagt Ming. «Glaube und Hoffnung» ist darum ein weiterer Bereich, in dem sich die MAF einsetzt. «In unseren Einsatzländern spielen Glaube und Spiritualität für die Menschen oft eine sehr wichtige Rolle. Es ist darum wichtig, sensibel für diese Aspekte zu sein», betont Ming. Darum arbeitet die MAF oft mit lokalen Kirchen und christlichen Partnerorganisationen zusammen oder engagiert sich gleich selbst, etwa in Versöhnungsprojekten. «Die Menschen in diesen abgelegenen Gebieten sind oft traumatisiert durch Konflikte», sagt Ming. In Papua-Neuguinea sei es der MAF etwa gelungen, verfeindete Stämme wieder zu versöhnen.

Die MAF blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ihren Ursprung hat sie nach dem Zweiten Weltkrieg, als junge Piloten in Grossbritannien, den USA, Australien und Südafrika unabhängig voneinander die Idee hatten, mit Flugzeugen nun Frieden statt Zerstörung zu bringen. Unterdessen ist die Organisation gewachsen und will dies auch weiter tun. Das internationale Netzwerk der MAF plant, seine Wirkung bis 2045 zu verdoppeln, wie es im letzten Jahresbericht heisst. 

Zahlen zur MAF

Die MAF arbeitet mit 1500 Partnerorganisationen zusammen. Darunter sind etwa die bekannten Namen von Medair, Mercy Ships, Unicef, World Vision, Caritas Schweiz, Save the Children, UNHCR und Médecins sans frontieres. Jährlich transportieren die MAF-Flugzeuge 125'000 Passagiere und Passagierinnen und 3900 Tonnen Fracht. Dabei fliegt die gesamte Flotte umgerechnet rund 140-mal um die Erde, wobei sie über 1000 Destinationen anfliegt – keine andere Airline hat ein grösseres Streckennetz. Weltweit ist die MAF in über 24 Entwicklungsländern tätig. MAF Schweiz ist in 16 davon aktiv.

Seit diesem Jahr werden Projekte von MAF Schweiz im Südsudan, in Papua-Neuguinea, Liberia und Madagaskar auch von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziell unterstützt. «Das ist ein Meilenstein und ein Zeichen für die Professionalität und hohe Qualität unserer Arbeit», freut sich Ming. 

Daneben finanziert sich die MAF zu einem Drittel über den Verkauf ihrer Flugtickets. Einerseits bezahlen die Partnerorganisationen für die Flüge, andererseits können in manchen Einsatzländern auch Privatpersonen mit der MAF mitfliegen. Ein solches Land ist Papua-Neuguinea, wo zum Beispiel Bauern in die nächstgelegene Stadt fliegen können, um dort ihren Kaffee zu verkaufen. Dank der MAF können die Bauern ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Flugtickets sind für die Partnerorganisationen wie für Privatpersonen stark verbilligt, damit sie erschwinglich sind. 

Die zwei restlichen Drittel des Budgets der MAF stammen aus Spenden. Während die MAF künftig vermehrt bei Stiftungen für Geld anklopfen will, bleiben Zuwendungen von Privatpersonen weiterhin wichtig. 

100 Läufer und Läuferinnen gesucht

Und diese kommen beispielsweise eben durch den Runway Run herein. «Letztes Jahr konnten wir so mit 100 Teilnehmenden 107'000 Franken einnehmen», sagt Ming. Auch heuer strebten sie wieder 100 Teilnehmende an. Diese seien allerdings nun aufgefordert, mindestens 500 Franken zu sammeln, statt wie bisher 1000, in der Hoffnung, die Hürde zum Mitmachen zu senken. Neben einer sportlichen Herausforderung für den guten Zweck locken dabei eine Meet-and-Greet-Ecke mit MAF-Piloten, ein Flugsimulator und ein echtes MAF-Flugzeug, bei dem man mal ins Cockpit sitzen darf.

Anmeldung zum Runway Run

Das Anmeldeformular und alle Infos zum Runway Run am 13. September 2025 finden Sie hier. Die Anmeldefrist ist der 6. September, anmelden ist aber auch nachträglich und vor Ort noch möglich.