Gesellschaft 31. Oktober 2025, von Isabelle Berger

Vernetzen, damit psychisch Kranke Unterstützung finden

Psychische Gesundheit

Auf dem Land finden Menschen mit psychischen Problemen meist nur schwer Zugang zu Hilfe. Der Verein «emMENTAL» will das ändern. Die reformierte Kirche unterstützt das Projekt.

Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in der Schweiz. Besonders in ländlichen Regionen sind unterstützende Angebote jedoch oft wenig sichtbar und schwer zugänglich. Im Emmental haben sich nun auf Initiative der reformierten Pfarrerin Manuela Grossmann im Bereich psychische Gesundheit tätige Fachpersonen und Organisationen, Vertreter und Vertreterinnen aus Kirche und Politik, sowie Betroffene zum Verein «emMENTAL – Netzwerk psychische Gesundheit» zusammengeschlossen. «Wir wollen die Kräfte in der Region bündeln und die psychische Gesundheit gemeinsam stärken», wird Grossmann, die auch Co-Präsidentin des Vereins ist, in der Medienmitteilung zur Vereinsgründung zitiert. Psychische Gesundheit solle im Emmental genauso selbstverständlich Thema sein wie körperliche Gesundheit. 

Der Verein versteht sich als Plattform, auf der Fachstellen, Organisationen und Betroffene partnerschaftlich zusammenarbeiten. Er will bestehende Angebote bekannter machen, neue Initiativen anstossen und die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren. Ein zentrales Anliegen des Vereins ist die aktive Beteiligung von Menschen, die selbst von psychischen Problemen betroffen sind oder waren, sogenannten Peers. 

Betroffene helfen Betroffenen

Eine davon ist Sarina Wälti, die zweite Co-Präsidentin des Vereins. Als Expertinnen und Experten des eigenen Lebenswegs könnten Peers mit ihren Erfahrungen anderen Betroffenen helfen, sagt sie. Und auch Lücken füllen im Gesundheitssystem, das am Anschlag sei. «Es gibt viele tolle Angebote, aber sie reichen nicht aus. Ich bin überzeugt, dass Peer-Arbeit in Zukunft eine wichtige Rolle spielt.»

Neben der direkten Unterstützung von Betroffenen will der Verein auch die öffentliche Wahrnehmung des Themas «Psychische Gesundheit» verändern, indem er die Geschichten von Betroffenen sichtbar macht. «Wir Betroffenen wissen, wie es sich anfühlt, in einer Krise zu stecken. Wir wollen Verständnis schaffen, erklären und sensibilisieren“, sagt Wälti. Der Verein sucht deshalb weitere Peers, die sich in Projekten, Veranstaltungen oder der Öffentlichkeitsarbeit engagieren möchten.

Die Berner Fachhochschule, die Erfahrung mit dem Aufbau von sogenannten «Caring Communities», Sorgegemeinschaften, in ländlichen Räumen hat, begleitete die Entwicklung des Netzwerks. Sie wird das Projekt weiterhin wissenschaftlich verfolgen und evaluieren. Finanziell unterstützt wird das Netzwerk durch die reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn sowie weitere Stiftungen.

Das Interesse am Netzwerk ist gross. Die Vereinsgründung fand am 24. Oktober mit 28 Gründungsmitgliedern in Langnau statt. Gemäss Wälti kommen auch laufend neue Mitglieder dazu. Vor dem Akt der Vereinsgründung gab es einen Vernetzungsanlass, an dem 50 Personen teilgenommen haben, zum Teil als Vertretende von Organisationen. «Man merkt, dass unser Projekt sehr nötig ist», sagt Wälti, die viel positive Resonanz vernommen hat.

Digitale Plattform und Walk-In als Startangebote

Zu den ersten Angeboten des Netzwerks gehören eine digitale Plattform, welche die regionalen Angebote im Bereich psychische Gesundheit sichtbar macht, und ein Walk-In-Angebot für Menschen, die kurzfristig Unterstützung oder Beratung suchen. Damit will der Verein im Januar 2026 starten.

Walk-In: ab 6. Januar 2026 jeweils 14-täglich, von17 bis 19 Uhr, im reformierten Kirchgemeindehaus Langnau.

www.emmental-netzwerk-psychische-gesundheit.ch