Der Ton gibt in ihrem Leben den Ton an

Handwerk

Barbara Truffer ist Floristin, Töpferin und Katecheten. Den christlichen Glauben vermittelt sie am liebsten auf kreative Art und Weise.

Auf den vielen Regalen im Ate-lier türmen sich Vasen, Tassen und Teller. Farbdosen, Pinsel und Stifte stehen geordnet an ihrem Platz. Draussen ist es kalt und bereits dunkel. In der Töpferei in einer ruhigen Wohngegend in Zürich Höngg geht gerade das Licht an. Barbara Truffer hat blonde Locken, sie ist gross gewachsen und strahlt Lebensfreude aus. Seit vielen Jahren mietet die ausgebildete Floristin mit einer Freundin zusammen das Atelier und bietet immer am Dienstag- und Mittwochabend ein offenes Töpfern an. Vor Truffer liegt auf dem Tisch ein Klumpen Ton bereit, den die fünf Teilnehmerinnen später zu Objekten verarbeiten werden. Beiläufig kneift sie ein Stück ab, beginnt zu kneten und sagt fast entschuldigend: «Ich kann es einfach nicht lassen, ich muss immer etwas mit meinen Händen machen.»

Neue Chance in der Kirche

Schon als Kind liebte Truffer das Töpfern. «Ich habe in meiner Freizeit unzählige Vasen gemacht, die wieder zum Vorschein kamen, als ich die Wohnung meiner Eltern räumen musste.» Das Arbeiten mit den Elementen Erde, Feuer und Wasser fasziniert sie immer aufs Neue. Wie aus Ton Keramik entsteht oder Figuren: etwa die drei grazilen Damen, die sie neben sich aufgestellt hat und auf die sie besonders stolz ist. Was ihr am Handwerk gefällt: «Der Ton gibt einem immer mehrere Chancen, wenn etwas misslingt, kann man es wieder neu formen.» Eine Chance bekam die zweifache Mutter auch, als sie nach der Trennung von ihrem Ehemann -eine Erwerbsmöglichkeit suchte. Damals besuchte sie mit ihren beiden Jungen regelmässig die Angebote der reformierten Kirchgemeinde in ihrer Wohngemeinde Höngg. Sie wurde angefragt, ob sie sich zur Katechetin ausbilden lassen wolle. Truffer musste nicht lange überlegen. Denn sie wollte den christ-lichen Wurzeln, die in ihrem Elternhaus eher eine untergeordnete Rolle spielten, mehr Platz einräumen. Während sie erzählt, gleitet der feuchte Ton ihren feingliedrigen Händen entlang. Nach und nach nimmt der Klumpen Gestalt an. «Jedes Stück ist ein Unikat», sagt Truffer und mustert die werdende Kaffeetasse kritisch.

Eine Schale für den Täufling

Mittlerweile arbeitet Barbara Truffer seit 14 Jahren als Katechetin, zuerst in Höngg, dann in Bonstetten. Sie mag es, in kleinen Gruppen und ohne Leistungsdruck zu unterrichten. Und biblische Geschichten auf verschiedene Arten umzusetzen, sei es mit einer Bastelarbeit oder im Theater, mit einem Lied oder mit dem Philosophieren in der Gruppe. Natürlich spielt das Töpfern auch in ihrem Unterricht eine wichtige Rolle. Vor Kurzem gestaltete sie mit der Pfarrerin in Bonstetten einen Gottesdienst, der das Gleichnis vom Töpfer (Jer 18, 1–17) zum Thema hatte. Sie übergaben dem Täufling eine Schale aus Ton, die Barbara Truffer zuvor mit ihren Unti-Kindern angefertigt hatte. Das Leben vergleicht sie gern mit einer Vase: «Die Form wird einem zur Verfügung gestellt, für den Inhalt, dafür, was man aus seinem Leben macht, ist jeder Mensch selber verantwortlich.» Aufzugeben oder den Kopf hängen zu lassen kommt für die engagierte Zürcherin deshalb nicht infrage: In wenigen Tagen wird sie zum zweiten Mal heiraten und Flitterwochen in Italien verbringen.