Der Flughafen gehört zu seinem Leben. Denn Stephan Pfenninger Schait ist Sohn eines Piloten, aufgewachsen in der Gemeinde Bassersdorf. Als Kind verbrachte er Stunden damit, den Flugzeugen beim Starten und Landen zuzusehen. Während seines Theologiestudiums jobbte er beim Bodenpersonal und kennt von dieser Zeit her «jede Menge Leute hier». Dass er am 15. September die frei werdende Stelle als reformierter Flughafenpfarrer in Kloten antritt, hört sich da fast wie eine logische Schlussfolgerung an. Und das weiss er auch, wenn er schmunzelnd und etwas kokett sagt: «Ich ging davon aus, dass ich bei der Bewerbung nicht vollkommen chancenlos bin.»
Auf Leute zugehen. Pfenninger liebt die Menschen. Um sie geht es ihm, sei es als Pfarrer in der Gemeinde oder eben als Flughafenseelsorger. Ein offenes Ohr haben für ihre Sorgen und Ängste, ihnen zuhören und Mut machen – darin sieht der vierfache Familienvater seine wichtigste Aufgabe. Langweilig dürfte es ihm dabei in seinem neuen Amt nicht werden: Täglich verkehren am Flughafen Zürich rund 70 000 Reisende; 25 000 Personen arbeiten im Betrieb. Auf sie will der erfahrene Seelsorger zusammen mit seinem Team aktiv zugehen, sie ansprechen – nicht darauf warten, «bis jemand an meine Türe klopft». Dass er in grosse Fussstapfen tritt, ist ihm durchaus bewusst. Sein Vorgänger Walter Meier, der nach neunzehn Jahren in den Ruhestand geht, hat das ökumenische Flughafenpfarramt aufgebaut und verkörpert es wie kein anderer.
Beirren lässt sich Pfenninger dadurch nicht. Er will es auf seine Art angehen, vieles aber auch so weiterführen. Dazu gehört das Kultivieren der Ökumene – «wenn jemand mit mir reden will, spielt es doch keine Rolle, welche Religion er hat.» Sowie die Offenheit gegenüber Andersgläubigen und -denkenden. Dass in der neu erbauten Kapelle bei der Zuschauerterrasse bewusst auf Kruzifixe verzichtet wurde, findet er daher richtig und gut. «Alle Religionen sollen sich hier willkommen fühlen, und auch Gebetsteppiche dürfen nicht fehlen.»
Gewandt bewegt sich Pfenninger durch die Passagierströme im Check-in 2, grüsst dann und wann ein bekanntes Gesicht. Der Lärm der rollenden Koffer, Lautsprecheransagen, die allgemeine Hektik – ihn stört das keineswegs, im Gegenteil, es ist schlicht seine Welt. Der neue Job bringt aber auch Herausforderungen mit sich: «Man muss offen sein für alles Mögliche. Die Arbeit ist weniger planbar als in der Gemeinde.» Unvorhergesehenes gehört hier einfach zum Berufsalltag. Als Mitglied des Care-Teams des Flughafens hat der Vierzigjährige aber auch damit bereits Erfahrung.
Der Umwelt zuliebe. Da gibt es eigentlich nur noch etwas zu klären. Warum ist der Aviatikfan nicht wie sein Vater Pilot geworden? Einerseits wegen seiner starken Sehkorrektur. Und andererseits «ist die Theologie neben der Fliegerei eben auch eine grosse Leidenschaft für mich.»
Nur selten besteigt Pfenninger selber ein Flugzeug, obwohl er eigentlich «sehr gerne reist». Sein ökologisches Gewissen halte ihn zurück. Und mit vier Kindern waren Flugreisen in den letzten Jahren in seiner Familie auch nicht unbedingt ein Thema.