«Gott ist lieber der Wind unter unseren Flügeln»

Esther Pauchard

Der Begriff Religion ist Esther Pauchard suspekt. Glaube erschliesst der Psychiaterin und Autorin aber Kraft und Sinn im Leben.

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Pauchard? 

Ich mag diesen Begriff nicht. Denn das Wort Religion kann auch für Machtmissbrauch, Rechthaberei sowie zu enge Struktur stehen. Glaube und Spiritualität indessen sind in meinem Leben zentral.

Als Psychiaterin und Autorin von Krimis und Sachbüchern ist der Mensch Ihr zentrales Thema. Was fasziniert Sie so an der menschlichen Natur? 

Dass sie so komplex ist. Der Mensch ist so wunderbar vielschichtig und durch viele Faktoren beeinflusst. Er sprengt damit unsere oft eingrenzenden Vorstellungen über eine scheinbar eindeutige, binäre und allein auf Materie fussende Existenz mit vergnügter Leichtigkeit.

Ihr neustes Buch ist der Ratgeber «Baustelle Menschsein» zum  Thema Widerstandskraft. Kann auch der Glaube helfen, resilienter zu werden? 

Absolut! Glaube kann mir Quellen von Kraft und Sinn erschliessen, die mir als vermeintlicher Einzelkämpferin nicht zugänglich wären. Wichtig ist allerdings, nicht in eine passive Opferhaltung zu verfallen, ganz nach dem Motto: «Gott wird es schon für mich richten». Ich glaube, Gott ist lieber der Wind unter unseren Flügeln als ein  allmächtiger Patriarch, der uns alles abnimmt und sämtliche Entscheide für uns trifft. Das Konzept vom freien Willen sollte man nach meiner Auffassung sehr wörtlich nehmen.

Was hilft Ihnen persönlich, um gut und gesund durch den Alltag  zu kommen und schwierige Situationen zu meistern? 

Ein gesundes Gleichgewicht zwischen innen und aussen. Das heisst, mich auf mich selbst zu besinnen und meine mentalen Werkzeuge bewusst nutzen zu können. Es hilft aber auch, immer im Austausch mit der Aussenwelt zu stehen, mit anderen Menschen, offen und neugierig zu bleiben für all jene Dinge, die grösser und wichtiger sind als ich selbst.

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