Wie haben Sies mit der Religion, Frau Klingler?
Meine Grossmutter war katholisch, und ihr war der Glaube sehr wichtig. Ich selber habe das nicht so mit auf den Weg bekommen. Aber ich denke, Glaube kann Menschen Halt und eine Gemeinschaft geben.
Sie sind eine der erfolgreichsten Sportkletterinnen der Schweiz. Haben Sie vor heiklen Passagen auch schon gebetet?
Nein. Ich habe mir aber selber gut zugesprochen und mir vor Augen geführt, was ich schon alles gemeistert habe. Zudem habe ich an all die wertvollen Menschen in meinem Leben gedacht, wie meine Eltern, Oma und Freunde, die mir Energie geben und an mich glauben. Was mir wichtig ist: Sie werden mich noch immer lieben, egal, ob ich die Wand hochkomme oder nicht.
Sie engagieren sich als Botschafterin der Stadt Zürich für die Frauenfussball-Europameisterschaft in der Schweiz. Warum?
Der Sport hat mir so vieles gegeben, und ich bin daran gewachsen. Ich wünsche allen jungen Menschen, dass sie eine Leidenschaft im Leben finden, die sie so motiviert wie mich das Klettern. Wenn ich nur schon eine einzige Person inspirieren oder ihr auf ihrem persönlichen Weg helfen kann, ist das unglaublich.
Warum hat Frauenfussball immer noch viel weniger Aufmerksamkeit als Männerfussball?
Es ist in vielen Sportarten so – zum Glück nicht im Klettern –, dass der Frauensport (noch) nicht die Anerkennung hat, die er verdient. Sportlerinnen haben oft weniger mediale Aufmerksamkeit und damit auch weniger finanzielle Mittel. Aber Klettern zeigt es schön: Frauen sind im Sport ebenso stark wie Männer. Sie haben bloss einen anderen Stil und eine andere Herangehensweise. Aber das macht ja denselben Sport erst abwechslungsreich.
Und welches Team wird die Europameisterschaft gewinnen?
Ich drücke der Schweiz fest die Daumen.