Wie haben Sies mit der Religion, Frau Kruit?
Ich interessiere mich gerade auch aus kultureller Perspektive sehr für das Thema Religion. Ich habe bereits reformierte, katholische und muslimische Gottesdienste besucht und freue mich darauf, bald an einem jüdischen teilnehmen zu können. In meinem Alltag spielt Religion keine direkte Rolle.
Sie sind seit Anfang Jahr Berns erste Stadtpräsidentin und waren sich auch als TV-Moderatorin gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen. Hätte aus Ihnen auch eine Pfarrerin auf einer Kanzel werden können?
Der Dialog auf Augenhöhe liegt mir näher als die Predigt von der Kanzel. Die Seelsorge ist aber auch ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Pfarrerinnen und Pfarrern. Vor meiner Wahl in den Gemeinderat habe ich als Psychologin und Psychotherapeutin gearbeitet und bin nun damit gar nicht so weit davon gelandet. Mir ist es auch als Stadtpräsidentin wichtig, für alle Menschen ein offenes Ohr zu haben.
Wie wichtig ist es, ob eine Frau oder ein Mann die Stadt leitet?
Mir haben viele Menschen gesagt, dass sie sich endlich eine Stadtpräsidentin wünschen. Nach 833 Jahren mit Männern an der Spitze war die Zeit wohl reif dafür. Am wichtigsten ist aber, dass wir als Gemeinderat ein gutes Team sind.
Wie stark beeinflusst der Glaube einen Menschen?
Der Glaube kann für viele eine Stütze sein, gerade in schwierigen Situationen. Er kann auch Selbstvertrauen geben. Bei allem Selbstvertrauen ist aber auch Selbstkritik wichtig.
Sie haben niederländische Wurzeln. Worin unterscheiden sich die Schweiz und die Niederlande?
Um das Einende zu betonen: An beiden Orten muss man beim Velofahren häufig tüchtig in die Pedale treten – in der Schweiz wegen der Berge und in den Niederlanden wegen des starken Gegenwinds.