Wie haben Sies mit der Religion, Herr Kunz?
Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen. Meine Mutter und Schwester sind gläubig und katholisch, mein Vater war reformiert. Ich war sogar Ministrant, heiratete beim ersten Mal kirchlich. Mit etwa 30 trat ich aus der Kirche aus. Ich bin seit Jahrzehnten Agnostiker. Ich weiss nicht, ob was da ist. Es spielt für mich auch keine Rolle, ob es einen Gott gibt oder nicht. Ich brauche keine Kirche.
Am 15. März wurden Sie zum Präsidenten des Schweizer Tierschutzes gewählt. Wie kommen Sie vom knallharten Wirtschaftsrecht zum barmherzigen Tierrecht?
Ich bin schon ein knallharter Wirtschaftsrechtler, aber nicht nur. Tiere habe ich schon immer geliebt, als Schüler habe ich WWF-Märkli verkauft. Nun setze ich mich einfach auch beruflich dafür ein. Denn im Gesetz haben wir eine grosse Lücke im Tierrecht. Das wird an keiner Uni gelesen. Zwar ist der Tierschutz in der Schweiz sehr gut, international gesehen. Aber wenn wir uns um Schwache, Alte, Kinder kümmern, müssen wir uns auch um Tiere kümmern. Da gibt es viele Verbesserungsmöglichkeiten. Ich hoffe, dass in ein paar Jahrzehnten auch Tiere Rechtspersonen sind.
Sie bezeichneten sich selbst in einem Interview als «Macho-Mannli». Demut ist nicht Ihr Ding?
Nein. Aber ich habe Wertvorstellungen von Richtig und Falsch. Vielleicht kommt es machohaft rüber, wenn ich klar dafür einstehe. Ich spreche Dinge gern direkt an. Aber ich bin differenziert und im Privaten eher still und leise.
Woran glauben Sie denn, als Agnostiker und Wissenschaftler?
Als Jurist weiss ich, dass es absolute Wahrheit nicht gibt. Doch ich glaube an Dialog. Wir sollten frei von Interessenkonflikten unsere Positionen darlegen und in Wettstreit treten können. Dann ist es an der Politik, etwas daraus zu machen.