Wie haben Sie es mit der Religion, Dodo?
Ich bin ein spiritueller Mensch. Ich glaube, dass Glauben ein ständiger Gedanke ist und es eine Macht gibt, die uns leitet. Sie befähigt mich, der sein zu können, der ich sein will. Ich identifiziere mich aber nicht mit Religionen, da sie oftmals die Gesellschaft spalten und die Wahrheit für sich pachten. Gegen Religion bin ich aber nicht, wenn sie hilft, dich mit der Macht zu verbinden.
Ihr Vater starb, als Sie sieben waren. Welche Rolle spielt der Tod heute für Sie?
Eine wichtige und positive. Ist dir bewusst, dass du irgendwann weitergehst, lebst du den jetzigen Moment intensiver und geniesst das Leben mehr. Tod und Leben gehören zusammen. Meine Mutter organisierte jedes Jahr eine Gedenkfeier für meinen Vater. Das war für uns Kinder ein Fest, alle Verwandten kamen. Trotz des traurigen Anlasses war es ein schönes Erlebnis.
Sie sind letztes Jahr mit einem zum Tonstudio umgebauten Schiffscontainer an die Elfenbeinküste gereist, wo -Sie aufgewachsen sind. Wie hat Sie Ihre afrikanische Heimat geprägt?
Ganz fest. Wenn du in zwei Kulturen aufwächst, trägst du immer ein Wissen in dir, dass es noch anderes gibt. Wenn ich weiss, wie andere denken, verurteile ich sie nicht. Du liebst den anderen, auch wenn er ganz anders ist. Und auch die Black Music habe ich von Afrika mitgenommen. Sie fasziniert mich sehr.
Aus Ihrer Reise wurde ein Film. Darin weisen Sie darauf hin, dass die Weissen heute noch wegen des Sklavenhandels reich sind. Was macht dieses Wissen mit Ihnen?
Es macht mich primär traurig. Der Kolonialismus von damals geht heute mit dem Neokapitalismus weiter: Firmen gehen nach Afrika und beuten Land und Leute aus. Aber wenn du weisst, dass es uns hier gut geht, weil es anderen nicht so gut geht, kannst du anders damit umgehen. Du bist dir bewusster, dass du auch was zurückgeben solltest. Die beste Revolution, die ich kenne, ist etwas nicht zu kaufen und es anders zu machen. Aber auch ich bin in diesem System. Ich habe ein iPhone in der Hand und Airpods in den Ohren. Aber ich trage afrikanische Hosen, die ich in Afrika schneidern liess.
Viele Ihrer Songs sind auf der fröhlichen, lustigen Seite. Woher kommt diese Lebenslust?
Ich finde es wichtig, auf seine Gedanken zu achten. Wenn ich die ganze Zeit negative oder gewaltverherrlichende Lieder sänge, würde ich selbst so werden. Lieder sind Manifestationen. Wenn die Leute mitsingen, merke ich, dass es ihnen guttut. Primär singe ich die Lieder aber für mich. Ich bin als Mensch so positiv, weil ich die Hoffnung auf und den Glauben an das Gute in mir trage. Auch in meinen traurigen Songs hat es einen Funken Hoffnung drin.