Wie haben Sies mit der Religion, Frau Leuenberger?
In meinem Elternhaus hat sie keine grosse Rolle gespielt. Die christlichen Werte haben wir natürlich gelebt, aber in die Kirche gingen wir nur an Weihnachten. Mit 16 Jahren liess ich mich dann aber reformiert taufen und konfirmieren. Dieser Wunsch kam aus mir selbst heraus.
Was hat Sie damals überzeugt?
Wir hatten in Riehen BS einen ganz tollen Konfirmationspfarrer. Er war überaus weltoffen, wir befassten uns auch mit anderen Religionen, dem Islam und dem Judentum. Und wir hatten eine schöne Gemeinschaft von Jugendlichen, ich denke gerne an die Zeit zurück. Später habe ich aber immer mehr Zweifel bekommen, und schliesslich bin ich aus der Kirche ausgetreten.
Zweifelten Sie an der Institution Kirche oder der Religion an sich?
Vor allem am jeweiligen Anspruch, die einzig richtige Religion zu haben. Dass deswegen Kriege geführt wurden und werden, möchte ich nicht mittragen. Auch mit der Bibel habe ich Mühe. Sie enthält viele wichtige Geschichten. Jedoch: Dass sie sich unterschiedlich interpretieren lässt, macht sie anfällig für Missbrauch. Das ist bei anderen Weltreligionen nicht anders. Ich sehe aber durchaus auch positive Aspekte von Kirche und Religion.
Welche sind das?
Die Gemeindearbeit. Da spüre ich eine Sehnsucht in mir, denn das Gemeinschaftsgefühl geht in unserer Gesellschaft zunehmend verloren. Die Gemeinnützigkeit ist wichtig. Ich glaube auch, dass wir eine Form von Spiritualität brauchen, um eine Verbindung zu uns selbst herzustellen und eine Auseinandersetzung mit dem Leben zu ermöglichen. Und ich bin sicher, dass der Glaube Trost geben kann. Ja, eigentlich wäre ich äusserst gerne gläubig. «Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand», dieser Spruch ist mir in einem Film begegnet, in dem ich einmal spielte, den finde ich unglaublich schön.
