Wie haben Sies mit der Religion, Herr Mosimann?
Ich wurde katholisch erzogen, ging in den Religionsunterricht und ab und zu in die Kirche. Meine Frau und ich beten jeden Abend das Vaterunser. Kürzlich las ich den Satz: «Das Glück, für das ich Gott – wie immer er aussieht – danke, ist die Liebe.» Genau das denke ich auch. Meine streng reformierte Schwiegermutter war übrigens zuerst dagegen, dass ihre Tochter einen Katholiken heiraten wollte. Bevor sie dies jedoch erfuhr, hatte ich einmal Lammgigot für sie gekocht, das ihr unglaublich gut schmeckte. Meine Frau sagte ihr dann: «Wenn ich Toni nicht heiraten darf, dann kannst du nie wieder dieses Lammgigot essen.» Damit konnte sie sie überzeugen.
Bei Ihnen assen die Reichen das Allerbeste – weltweit sterben jährlich neun Millionen Menschen an Hunger. Wie gehen Sie damit um?
Solche Diskrepanzen tun mir immer leid. Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Ich habe etwa für eine Arbeiterfamilie, für Obdachlose, Häftlinge und arme Kinder gekocht. Ich verstehe diese Leute. Ich selber bin einfach aufgewachsen. Das Restaurant meiner Eltern war beliebt bei Arbeitern. Manchmal kamen auch ausgebrochene Gefangene des nahen Gefängnisses Witzwil zu uns. Mein Vater gab ihnen zu essen, bevor sie zurückmussten.
Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Mitmenschen?
Ich bin in der Küche nie ausgeflippt und habe nie herumgeschrien. Ich bin ein grosser Vertreter davon, dass man die Leute respektiert, seien es die Mitarbeitenden, die Gäste oder auch die Familie.
Welches Verhältnis haben Sie zum Dienen?
Ich wurde so erzogen. Wenn ein Gast etwas will, dann macht man es. Das hatte für mich Vorrang. Wenn ein Gast gegessen hat und alles stimmt, geht es mir ebenfalls gut. Ich bin berufen zum Dienen, aber auch, um Menschen mit meiner Arbeit zu begeistern.