Bigna sah mir eine Weile zu, wie ich im Garten auf die Tastatur meines Laptops einhackte, dann fragte das Kind: «Hast du schon gemerkt, wie warm die Sonne scheint? Und wie die Kirschbäume knospen? Und ...» «Ja», sagte ich knapp, «aber der Text eilt.» «Schreibst du über mich?» «Diesmal nicht. Stell dir vor, ich bin zurück im Geschäft. Mein Verleger druckt ein Buch mit meinen Songtexten. Damit kann ich den Buchhandlungen Liederabende anbieten, das eröffnet neue Perspektiven. Es fehlt jetzt bloss noch das Nachwort.» Ich tippte weiter.
«Den Titel hast du schon?» Ich nickte. «‹Santa Maria. Songs.›» Bigna sah mich mit katzenhaftem Blick an. «So kann es aber nicht heissen.» «Warum nicht?» «Weil ich im Buch nicht vorkomme. Wenn die Leute Santa Maria lesen, erwarten sie Bigna und sind enttäuscht.» Erst lachte ich, dann begriff ich, dass sie recht hatte.
Bigna ist bekannt wie ein bunter Hund. Obwohl das kleine Santa Maria inzwischen eine ganze Schar Kunstschaffender beherbergt, die sich entspannt mit der übrigen Bevölkerung mischt. Fast wie damals auf Hydra, als Leonard Cohen seine ersten Alben schrieb, dachte ich und wollte den Gedanken schon in meinen Text einflechten, als Bigna fragte: «Wie sieht das Buch denn aus?» Ich zeigte es ihr, für einmal war ich selbst abgebildet, mit Hut, verrutschter Krawatte und Trompete. Bigna lachte schallend. «Wie der Schuft in einem dieser amerikanischen Filme.» «Mag sein. Aber gefällt es dir?»
Bigna zögerte. «Na ja, besser als der Titel.» «Santa Maria heisst eines meiner Lieder», erklärte ich, «ich lebe hier, und sogar das Foto wurde hier gemacht, in unserer Stalla d’Immez. Ausserdem hat Columbus auf der Santa Maria Amerika ...» «Weiss ich, aber trotzdem, ohne Bigna ...» Ich stöhnte. «Meinetwegen, ich flechte dich ein. Zufrieden?» Statt zu antworten, zeigte Bigna hoch zu einem Flugzeug, das den veilchenblauen Himmel zwischen den Kirschzweigen zerschnitt und hinter dem Piz Umbrail verschwand. «Was willst du sagen?» «Nichts weiter. Schön. Aber schon wieder weg.» Und als hätte Bigna es gerochen, strich anderntags der Verleger das Buch wieder aus dem Programm.