Maria und Peter Leisinger sind ein eingespieltes Paar, das seit 50 Jahren zusammenwirkt. Und spätestens seit 2011, als Peter Leisinger seine Arbeit als Psychotherapeut ganz aufgab, dreht sich bei den Leisingers alles um die Kunst. Von der Ideenentwicklung auf gemeinsamen Spaziergängen über die Ausstellungsrealisation bis hin zum Verkauf der Werke – alles wird auf Augenhöhe gemeinsam besprochen und entschieden.
Den Themen Flucht und Fremde begegnete Peter Leisinger in seinem ereignisreichen Leben immer wieder. Schon als Kind in Küsnacht; seine Eltern, der Vater arbeitete als Zahnarzt in Zürich, begannen sich nach dem Einmarsch der Chinesen in Tibet 1950 für die Kultur und das Schicksal der Tibeterinnen und Tibeter zu interessieren. Zum Beispiel für das tibetanische Totenbuch, welches die «Kunst des Sterbens» beschreibt und mit welchem sich der ebenfalls in Küsnacht wohnhafte Psychiater C.G. Jung beschäftigte.
1973 reiste Peter Leisinger mit Maria, die er kurz zuvor in Zürich kennengelernt hatte mit einem VW auf dem Landweg nach Indien, um als junger Arzt in einem tibetischen Kinderdorf im Himalaja zu arbeiten. Sie lebten ein Jahr in Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung. Peter Leisinger erinnert sich an die Bilder von Tibet-Flüchtlingen entlang der Strassen auf einer Strecke von Hunderten von Kilometern.
Später betrieben die Leisingers ein kleines Spital im Bergland von Butan. In dieser Zeit brachten sie mit Pferden auch medizinische Versorgungsgüter in abgeschiedene Bergdörfer. Auch darum ziehen sich immer wieder Karawanen mit beladenen Pferden, Eseln und Kamelen als Motiv durch Leisingers Werk – und manchmal fliegen die Karawanenkamele sogar durch die Wolken.
Die Flüchtlingsthematik beschäftigt die Leisingers auch künstlerisch schon seit einigen Jahren. 2021 etwa zeigten sie im Anna Göldi Museum Glarus Skulpturen und Installationen rund um den Schwerpunkt «Flüchtlingslager». Auch den Bootsflüchtlingen hat sich Leisinger schon früher angenommen, etwa mit Holzschnitt-Drucken oder in der Ausstellung «Durchreise» 2016 in Zug.
Das Schaffen der Leisingers auf das Flüchtlingsthema zu reduzieren, würde ihrem vielseitigen Werk aber überhaupt nicht gerecht. Peter Leisinger braucht die lockere, leichte Abwechslung, besonders nach einer so intensiven Schaffensphase wie für die Figuren für die aktuellen Ausstellungen rund um die Flüchtlingstage. Sein letztes Werk ist ein riesiges Pferd, das mit gekreuzten Hinterbeinen aufrecht an einem Bartisch steht, mit den Vorderhufen lässig aufgestützt, dem Jolly Jumper aus dem Comic Lucky Luke nicht unähnlich. Es scheint sich hervorragend zu amüsieren. Diese Art von Schalk ist typisch für Leisingers Handschrift mit der Motorsäge.
Webseite des Künstlers: www.peterleisinger.com