«Ist es das?», fragte sich Claudia Zimmermann als 20-Jährige. Sie arbeitete als Kindergärtnerin, und die Frage nach dem Sinn im Leben liess sie nicht los. Heute führt sie zusammen mit ihrem Partner Matthias einen Biobauernhof. Im Sommer 2016 eröffnete sie einen eigenen Dorfladen auf dem Hof, der sich zum sozialen Treffpunkt im solothurnischen Küttigkofen entwickelte.
Bedeutung für das ganze Dorf
«Das ist nicht Arbeit, sondern eine Erfüllung», sagt Claudia Zimmermann in einer Szene im Film «Fair Traders» von Nino Jacusso. Sie sei reich, wenn auch nicht aufs Geld bezogen. Sie wollte weg vom Gedanken des Verdienens hin zu einer Tätigkeit, die auch etwas für das Dorf bedeute.
Claudia Zimmermann verkauft in ihrem Bioladen eigene Produkte wie auch landwirtschaftliche Erzeugnisse von anderen Bauern aus dem Dorf. So backt ihr eine Frau etwa Brot und beliefert den Laden mit Eiern. Zimmermann ist es wichtig, dass die Bauern den Preis für die Ware bestimmen und nicht der Markt.
Sozial, ökologisch und erfolgreich produzieren
Die Geschichte von Claudia Zimmermann beweist: Eine nachhaltige Wirtschaft und faires Handeln sind vereinbar. Im Film erzählt der Regisseur die Geschichte zweier weiterer Personen, die ihre Vision für ein gutes Leben leben: Sina Trinkwalder, ehemalige Besitzerin einer Marketing-Agentur, kündigte von einem Tag auf den anderen ihren Job, um etwas Relevantes für die Gesellschaft zu machen. Sie stellte ein Textilunternehmen mit Angestellten auf die Beine, die auf dem Arbeitsmarkt sonst kaum eine Chance hätten.
Die dritte Geschichte handelt vom Schweizer Patrick Hohmann. Er baute in Indien und Tansania grosse Bio-Baumwoll-Projekte auf, als noch niemand von Bio und Nachhaltigkeit im Bauwollgeschäft redete. Die drei Geschichten zeigen, dass es wirtschaftlich möglich ist, sozial, ökologisch und gleichzeitig erfolgreich zu produzieren.
Aus der Lethargie erwachen
Der Film von Nino Jacusso macht Mut und inspiriert. Er weckt im Zuschauer die Frage nach einem guten Leben und zeigt Möglichkeiten auf, wie eine Postwachstumsökonomie zu realisieren ist. «Für mich sind Freude und Zuversicht, die der Film auslöst, die notwendige Kraft, um aus der lähmenden Lethargie aufzuwachen», sagt Regisseur Nino Jacusso. Er habe mit «Fair Traders» einen Film realisieren wollen, der emotional berühre und bestärke, für eigene Utopien einzustehen und die Welt zu verändern – egal, woher man komme und was man sei. Das ist Nino Jacusso mit seinem jüngsten Dokumentarfilm gelungen.