Was ist gerecht? In der Predigt, die sie zusammen mit Pfarrerin Bettina Wiesendanger von der reformierten Kirchgemeinde Uster hält, geht es um die verschiedenen Facetten von Gerechtigkeit. Alle sollten die gleichen Chancen haben. Wiesendanger: «Es ist unfair, einen Elefanten, einen Affen und einen Goldfisch auf einen Baum klettern zu lassen.»
Aber manchmal schade auch ein bisschen Wettkampf nicht, entgegnet Saoud. Heute finde gleichzeitig der Zürich-Marathon statt. Erfolg brauche Training und ein Ziel vor Augen. «Lasst euch nicht beirren», ermahnt sie die Anwesenden und nimmt Bezug auf das Gottvertrauen der Propheten (Jes 50,4–9).
Einfach ist das allerdings nicht immer, vor allem wenn der Feind ein Virus ist. Der Chilbi-Branche ging es in der Corona-Zeit so richtig mies. Niemand weiss das besser als Odette Lang, die heute zuvorderst im Publikum sitzt. In der dritten Generation betreibt sie einen eigenen Schiess- und Spielbetrieb und besitzt mehrere Jahrmarktwagen.
«Wir liefen finanziell und psychisch am Limit», erzählt sie. Der Umsatz brach 2020 um 90 Prozent ein. Viele kehrten dem Gewerbe den Rücken und bauten sich ein neues Standbein auf. Das Schlimmste für Lang: «Wir konnten den Leuten keine Freude mehr bereiten.»
Der heutige Gottesdienst ist für Lang «ein wichtiges Zeichen der Zusammengehörigkeit». Denn Chilbi und Kirche seien traditionell eng miteinander verbunden. Schliesslich komme das Wort «Chilbi» von «Kirchweihe», weiss Lang. «Wenn früher irgendwo eine Kirche eröffnet wurde, gab es zuerst ein grosses Fest im Dorf.» Die Kollekte, welche nach dem Gottesdienst gesammelt wird, ist für das reformierte Chilbi- und Zirkus-Pfarramt bestimmt.