Am Boden liegt ein schwarzer Riesenschnauzer und schlummert vor sich hin. Sein Besitzer liest in einer Zeitung und geniesst dabei einen Cappuccino. An dem Tisch gleich nebenan unterhalten sich zwei Damen angeregt, während ein Mädchen in einem Bilderbuch blättert. Es ist Dienstagmorgen, 10 Uhr. Im Café ist es urgemütlich. Draussen lässt an diesem Tag der Aprilregen die Welt Grau in Grau erscheinen.
Hoch3 heisst der neue, Anfang März eröffnete Begegnungsort der reformierten Kirchgemeinde in Zürich Witikon. Der Holzquader von Spillmann Echsle Architekten steht im Herzen des Quartiers gleich neben der Kirche. Hell und freundlich ist die Einrichtung mit offener Theke und Beizentischen, einer Lounge mit bequemen Sesseln und einer Spielecke für die Kleinen.
Weil eine Quartierbeiz fehlt
Ein gewöhnliches Lokal ist Hoch3 freilich nicht: «An erster Stelle ist es ein soziales Projekt», sagt Sozialdiakon und Projektleiter Marco Looser. Witikon weist stadtweit den grössten Anteil von Menschen über 65 Jahren auf. Kürzlich hat die letzte Quartierbeiz dichtgemacht. Es fehlte ein Treffpunkt, vor allem für die Menschen im dritten und vierten Lebensalter.
Begegnung, Austausch und Solidarität stehen bei Hoch3 im Mittelpunkt. Und damit der Mensch in seinem Alltag, aber auch in schwierigen Situationen, wie Looser betont. Wenn jemand einsam ist oder Hilfe braucht, kann er vom Teamaus kirchlichen Mitarbeitenden professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – unabhängig von der Konfession und dem Glauben.
Informationsanlässe und Veranstaltungen im Haus greifen zudem Themen auf, die den Leuten unter den Nägeln brennen, wie zum Beispiel die Betreuung von Schwerkranken durch Angehörige.
Was Looser freut: Viele im Quartier fühlen sich angesprochen und bieten spontan ihre Hilfe an. Etwa der Gast, der bemerkte, dass auf der Tafel vor der Türe eine Schraube fehlte, und sie sogleich ersetzte. Oder die Frau, die für die noch leeren Wände einen Wechselrahmen brachte. Hoch3 bereite den Boden «für ein Miteinander, in dem uns die anderen und die Welt nicht egal sind», sagt der Sozialdiakon.
Die richtige Mischung
Freiwillige und Angestellte arbeiten im Gastrobetrieb zusammen. Rund 40 Frauen und Männer stehen täglich von 9 bis 18 Uhr und am Donnerstag bis 22 Uhr unentgeltlich im Einsatz. Sie empfangen die Gäste, servieren Getränke, einfache Mittagsmenüs, Snacks oder Patisserie. Eine dieser Freiwilligen ist Regula Rother, die lange Zeit die Zürcher Stadtmission geleitet hat. Mit ihrem Engagement trage sie zu einer starken Nachbarschaft bei, sagt die Quartierbewohnerin. Und sie könne ausserdem viel Neues lernen: Gerade erklärt ihr der Betriebsleiter Gastronomie, Minja Kandic, wie man den perfekten Cappuccino zubereitet. Die starke und exquisite Demeter-Mischung für vier Franken pro Tasse ist nämlich ein weiteres Markenzeichen von Hoch3.
Offiziell eingeweiht wird der Pavillon am 4. Mai, ab 14 Uhr, mit einem Fest. Looser hofft dabei auf Wetterglück, damit auch der schöne Aussenbereich ideal zur Geltung kommt.