Frau Rehsmann, werden Sie nach Ihrem Tod Ihre Organe zur Verfügung stellen?
Julia Rehsmann: Ja, bei einem Hirntod können meine Organe entnommen werden, um Schwerkranken das Leben zu verlängern oder zu verbessern. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ich in meinem Leben ein Organ spende, wesentlich kleiner ist, als dass ich eines benötige. Den Spendeausweis trage ich aber nicht bei mir. Wesentlicher scheint mir, dass meine Angehörigen meinen Wunsch kennen.
Herr Mathwig, haben Sie einen Spendeausweis?
Frank Mathwig: Ja, seit vielen Jahren schon. Als ehemaliger Krankenpfleger kenne ich die Not derer, die ein Organ brauchen. Und sie berührt mich. Ich bin nicht gegen die Organspende per se, aber ich kritisiere das politische Vorgehen, wie die Menschen zum Spenden gebracht werden sollen.
Wo sehen Sie denn das Problem?
Mathwig: Es ist ethisch problematisch, wenn zugunsten der Gruppe derer, die auf ein Organ angewiesen sind, der unverzichtbare Schutz der Persönlichkeitsrechte für andere Gruppen aufgegeben wird. Bei der Widerspruchslösung würden alle, die nicht Nein sagen, zu Organspenderinnen und -spendern.
Immerhin haben alle die Möglichkeit, Nein zu sagen.
Mathwig: Wirklich? Was ist mit jenen Menschen, die nicht wissen, dass sie sich äussern müssen, oder die sich nicht äussern können? Etwa Menschen mit schweren geistigen Beeinträchtigungen, mit Demenz oder kleine Kinder. Es braucht eine Regelung, die die Rechte sämtlicher vulnerablen Gruppen schützt.