Recherche 29. März 2023, von Mirjam Messerli

«Oft ganz heitere Gespräche»

Bestattungsmesse

Der Be­statter Johannes Ruchti hat Funus ins Leben gerufen. «Eine solche Messe fehlte.»

Herr Ruchti, weshalb haben Sie eine Bestattungsmesse lanciert?

Johannes Ruchti: Es gibt Messen für alle Lebensbereiche: Geburt, Reisen, Hochzeit, Eigenheim. Ich fand, es sollte auch eine Messe zu den Themen Sterben, Tod und Abschied geben. Eine solche Messe fehlte.

Ferien planen macht ja auch Spass, aber die eigene Beerdigung …

(Lacht.) Als Bestatter führe ich viele Vorsorgegespräche. Das heisst, diese Menschen planen zu Lebzeiten ihren Abschied von dieser Welt. Das sind oft ganz heitere Gespräche. Es kann auch eine Erleichterung sein, sich bewusst mit seiner Endlichkeit zu befassen.

Johannes Ruchti, 47

Er ist seit 2016 Bestatter und Trauerredner. Der Quereinsteiger hat ein Unternehmen in Horw. Ruchti lancierte die Bestattungsmesse im Jahr 2019, um «frischen Wind in die Branche zu bringen» und das Tabuthema Tod öffentlicher zu machen.

Ist die Bestattungsmesse nicht in erster Linie eine Verkaufsmesse?

Sie ist auch eine Verkaufsmesse, das finde ich aber nicht verwerflich. Wir sollten uns präsentieren dürfen, so wie andere Branchen auch.

Über Geld spricht man angesichts des Todes nicht.
Johannes Ruchti, Organisator von «Funus»

Damit sind Sie nicht nur auf Begeisterung gestossen.

Das stimmt. Viele Bestatterinnen und Bestatter sind eher konservativ. Auf ihren Websites findet man keine Preise. Über Geld spricht man angesichts des Todes nicht. Das finde ich falsch. Wenn jemand stirbt, müssen die Hinterbliebenen innert 48 Stunden sehr viele wichtige Entscheidungen treffen. Weshalb sich nicht im Leben und in Ruhe schon einmal damit befassen?

Muss man in unserer Zeit nicht nur sein Leben, sondern auch noch seinen Tod optimieren?

Man muss nicht. Aber man kann heute vieles selber gestalten. Früher waren die Strukturen vorgegeben. Wenn jemand starb, kam der Bestatter, es gab eine Aufbahrung, man ging in die Kirche, auf den Friedhof und dann etwas essen. Heute ist alles möglich. Ich glaube, es kann schön sein, für sich selber den letzten Weg zu planen.

Haben Sie das gemacht?

Ja, inzwischen schon. Bevor ich Bestatter wurde, wollte ich meine Asche einfach irgendwo verstreuen lassen. Heute weiss ich, wie wichtig für die Hinterbliebenen ein Ort ist, an den sie gehen können. Also werde ich einmal auf einem Friedhof liegen, damit meine Kinder mich dort besuchen können.

Bestattungen werden individueller. Es ist nicht mehr selbstverständlich, ein Grab zu haben.
Johannes Ruchti, Organisator von «Funus»

Gibt es Trends bei Bestattungen?

Bestattungen werden individueller. Es ist nicht mehr selbstverständlich, ein Grab zu haben. Häufig wird die Asche der verstorbenen Person an ihrem Lieblingsort verstreut.