Die Ökumene sei ihm wichtig, sagt Luis Varandas. Der neue Generalvikar, der im Bistum Chur für Zürich und Glarus zuständig ist, stammt aus Portugal. Mit 13 Jahren kam er in die Schweiz, in der portugiesischen Mission fand er eine geistliche Heimat. Er lernte Elektromechaniker, studierte dann Theologie.
Guter Draht zu den Reformierten
Der Priester Luis Varandas ist in der katholischen Kirche neu als Generalvikar für Zürich verantwortlich. Er betont die Wichtigkeit guter Beziehungen zur reformierten Kirche.
Priester und Elektroniker: Generalvikar Luis Varandas. (Foto: Christoph Wider/Forum)

Reformierte willkommen
Von 2011 bis 2015 war Varandas in der Priesterausbildung tätig. Laut dem Presseportal «kath.ch» bildete er dort «einen Gegenpol» zum umstrittenen Weihbischof Marian Eleganti, der das Priesterseminar damals leitete. Vor sechs Jahren dann wechselte Varandas als Priester in den Seelsorgeraum Dübendorf, Fällanden und Schwerzenbach.
Dort werde Varandas schon jetzt vermisst, sagt Catherine McMillan. Sie ist in der reformierten Kirchgemeinde Dübendorf und Schwerzenbach Pfarrerin. «Er springt sofort, wenn ein Priester gebraucht wird, und er engagiert sich in der Jugend-arbeit», sagt sie und beschreibt Varandas als «freundlichen, wohlwollenden Kollegen, ökumenisch offen und unkompliziert». Für die Konfirmationen überlasse er den Reformierten oft die katholische Kirche, in der mehr Leute Platz finden.
Bewahren und entwickeln
Gemeinsam mit den Reformierten möchte Varandas die «vielfältigen und bereichernden ökumenischen Projekte» weiterentwickeln, er erwähnt Flughafenkirche oder Predigerkirche. Auch für den reformierten Kirchenratspräsidenten Michel Müller geht es inzwischen eher darum, die bestehenden Angebote zu bewahren und anzupassen.
Eine zentrale Aufgabe der beiden Landeskirchen sei es, sich «gemeinsam um die Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften zu kümmern und das Verhältnis zum Staat weiterzuentwickeln», sagt Müller.
Die Kunst der Kirchendiplomatie
Der Vorgänger von Varandas, Josef Annen, musste zwischen Chur und Zürich oft vermitteln. Der neue Generalvikar spricht in diplomatischen Worten vom alten Streit zwischen dem Churer Bistum und den Zürcher Katholiken. «Ein Missverstehen» sei der Grund, weshalb die Bistumsspitze unter Vitus Huonder das Modell mit klerikaler Kirche und demokratischer Körperschaft abgelehnt hatte. «Die vom Kanton anerkannte Körperschaft ermöglicht das kirchliche Leben.»
Varandas wurde 2017 in den Synodalrat gewählt, die Exekutive der Körperschaft. «Dass er das duale System kennt und schätzt, ist wertvoll», erklärt Kirchenratspräsident Müller und betont, Annen habe dem Bischof gegenüber «mutig eine eigene Haltung» vertreten und sich zum Zürcher Modell bekannt. «Ein Unterlaufen der öffentlich-rechtlichen Anerkennung würde auch der reformierten Kirche schaden.»
Stabiles Vertrauensverhältnis: Kirchenratspräsident Michel Müller und der ehemalige Generalvikar Josef Annen an der Reformationsfeier im Grossmünster. (Foto: Gion Pfander/zhref)
Annen war 2010 bis 2020 im Amt. Die Professur für Spiritual Care, die Medizin und Theologie zusammenbringt, geht auf seine Initiative zurück. «Wir konnten sie gemeinsam umsetzen», sagt Müller.
Zum Reformationsjubiläum hoffte Annen auf ein Ökumeneschreiben, das den Bettagsbrief von 1997 nach 22 Jahren erneuert hätte. Laut Müller waren die Widerstände auf beiden Seiten zu gross dafür. «Das enttäuschte ihn zwar, aber das persönliche Vertrauensverhältnis blieb stärker.»
Chur ist nicht mehr so weit weg
Das diplomatische Geschick des Vorgängers wird Varandas im Umgang mit Chur nicht aufbieten müssen. Der neue Bischof Joseph Maria Bonnemain stehe zum dualen System, sagt Varandas. Und: «Er wird in Zürich vermehrt präsent sein.»
An den Sitzungen des Synodalrats wird Varandas weiterhin teilnehmen. Jetzt halt einfach in neuer Rolle: ohne Stimmrecht und als Vertreter des Bistums.