Nach intensivem Disput zwischen dem deutschen Reformator Martin Luther und seinem ebenfalls streitbaren Amtskollegen Ulrich Zwingli aus Zürich zerschnitt der Deutsche das Tischtuch und rief: «Zwischen uns wird es nie Einigkeit geben.» Diese Szene ist zu romanhaft, um wahr zu sein, vermutlich ist sie Legende wie so manches, was Luther gesagt und getan haben soll. Tatsache aber ist: Nach dem Marburger Religionsgespräch 1529 gingen Luther als Schöpfer des lutherischen und Zwingli als Repräsentant des evangelisch-reformierten Bekenntnisses im Streit auseinander.
Zwei Standhafte
Anlass für den Dissens gegeben hatte die Frage, ob Jesus im Brot und Wein des Abendmahls leibhaftig präsent sei, wie es Luther postulierte. Oder ob das Mahl lediglich Erinnerungscharakter habe, wie Zwingli lehrte. Beide wichen nicht von ihrer Position ab, was tiefgreifende Folgen hatte: Der Geschwisterstreit zwischen Lutherischen und Reformierten blieb bestehen.
Offiziell ein Ende fand die jahrhundertelange Uneinigkeit erst vor 50 Jahren: 1973 wurde im Tagungshaus Leuenberg in Hölstein bei Liestal ein ökumenisches Dokument verabschiedet, das die theologischen Differenzen als nicht mehr relevant deklarierte und in 49 Paragrafen die innerevangelische Kirchengemeinschaft besiegelte. Dieses Ereignis wird heuer im Rahmen verschiedener Anlässe gefeiert.