Frank Mathwig weiss, dass sein Satz überraschend klingt, vor allem wenn ihn ein Theologe sagt: «Das Motiv der Konversion darf für den Asylentscheid keine Rolle spielen.» Der Beauftragte für Theologie und Ethik bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) verfasste mit dem Migrations-beauftragten David Zaugg eine Studie über Konversionen im Asylverfahren.
Das Motiv soll keine Rolle spielen
In einer Studie beleuchtet die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz die Taufe im Zusammenhang mit dem Recht auf Asyl. Sie kommt zu überraschenden Schlüssen.
Die Taufe ist öffentlich und dennoch Privatsache. (Foto: epd-Bild)

Unterstellt und nicht geprüft
Ausschlaggebend für den Entscheid müsse die Zumutbarkeit der Rückkehr sein, sagt der Theologe. Selbst wenn sich jemand taufen lasse, um der Ausschaffung zu entgehen, könne daraus eine Gefährdungslage entstehen, die einen Schutzstatus verdiene.
Der Beweggrund für die Taufe sei aus reformierter Sicht ohnehin Privatsache. Ganz unabhängig von Asylverfahren. «Die Ernsthaftigkeit des Taufwillens wird unterstellt, aber nicht geprüft», betont Mathwig.
Die Verantwortung der Kirchen
Es sind oft Freikirchen, die Asylsuchende aus muslimischen Ländern taufen. Nach einer Konversion ist eine Rückkehr nach Iran, Pakistan oder Afghanistan oft nicht zumutbar, weil dort das Ausleben des christlichen Glaubens lebensgefährlich ist.
Zaugg sagt, in freikirchlichen Verbänden werde «differenziert und verantwortungsvoll mit dem Thema Konversion im Kontext von Asyl umgegangen». Mit der Taufe sei die Erwartung verbunden, dass sich die Menschen aktiv am Gemeindeleben beteiligen.
Studie zur Konversion im Kontext des Asylrechts
- Die EKS-Studie
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