Die Fabrikkirche setzt neu auf Studierende

Diakonie

In Winterthur hat die Fabrikkirche ihre Tore neu eröffnet. jeden Mittag gibt es im Bistro ein preiswertes Menü – am Donnerstagabend Brot, Wein und Gespräche.

Gedeckte Holztische, schwarze Beizenstühle, Musik: Gemütlich ist es hier. Es duftet nach Essen, genauer nach Pfefferburger mit Tomatenreis, wie es auf der Karte steht. Nik Gugger sitzt am runden Stammtisch, vor sich ein Ingwer-Getränk, und wirkt mit sich und der Weltzufrieden. Als ein «grosses Geschenk» und einen «Glücksfall» bezeichnet er den neuen Standort des Fabrikkirchen-Bistros im Restaurant Akazie an der Stadthausstrasse 10, mitten in der Stadt Winterthur. Bis vor Kurzem dinierten hier noch Feinschmecker – bis das Lokal im Sommer wegen rückläufiger Umsätze schliessen musste.

 

Beiz für alle.Neu gibt es in der Akaziezwar keine Delikatessen mehr, dafür Währschaftes: Jeden Mittag ein preiswertes Menü mit Fleisch für 18 Franken oder vegetarisch für 15 Franken. «Der Mittagstisch soll für alle offenstehen», sagt Gugger. Seit dreizehn Jahren leitet der EVP-Parlamentarier, Sozialarbeiterund Sozialunternehmer das kirchliche Integrationsprojekt – quasi als Pendant zur Streetchurch in Zürich. Der Gastro­be­trieb und Büroservice beschäftigt arbeitslose Menschen, die von den Gemeinden zugewiesen werden. Seit 2007 war die Fabrikkirche in einer ehemaligen Fabrikhalle im Sulzer-Areal untergebracht – die ihr auch den Namen gab. 200 Leute fanden dort Platz für Gottesdienste, Events und Veranstaltungen aller Art.

 

Doch dann musste die Halle 2017 dem Dialogplatz weichen – «und wir standen mit leeren Händen da», sagt Gugger.Rückblickend sei es eine «schwierige und turbulente» Zeit gewesen. «Gott hat uns durchgetragen und uns die Kraft ge­geben, weiterzumachen», ist er überzeugt. «Während nun die Halle 2019 abgerissen wird, ergab sich unerwartet die Möglichkeit, hier einzuziehen.» Die Gottesdienste am Sonntag finden neu in einer Blumerei mit Wintergarten unter dem Motto «Brunch im Garten Eden» statt. Weil diese so beliebt sind, mussman sich anmelden. «Leere Plätze gibt es bei uns nicht.»

 

Brot und Wein. Zugleich bedeutet der neue Standort der reformierten Fabrikkirche auch eine inhaltliche Neuausrichtung: Insbesondere Studierende sollen mit «der Kirche am Weg» angesprochen werden – denn die ZHAW, an der Gugger als Gastdozent unterrichtet, befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bistro. Neben dem Mittagsangebot findet im Bistro neu jeden Donnerstagabend die Veranstaltungsserie «Brot und Wein» statt.Die Gäste haben Gelegenheit, in ungezwungener Atmosphäre über Gott und die Welt zu philosophieren. Mit anwesend ist jeweils auch der junge Theologe Renato Pfeffer, der seit Anfang Jahr bei der Fabrikkirche angestellt ist. Gugger selber wird künftig etwas kürzer treten. Im November tritt er als frisch gebackener EVP-Nationalrat die Nachfolge von Maja Ingold an.